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Zu Gast beim Sonnenkönig | COP22

Der Weltklimagipfel lässt hoffen. Mit der "Proklamation von Marrakesch" sollen die Staaten der Welt angehalten werden, den soeben in Kraft getretenen Vertrag über die Ergebnisse von Paris 2015 einzuhalten. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 °C seit Beginn der Industrialisierung zu begrenzen, verlangt erhebliche Änderungen der Lebensweise besonders in den Industrieländern wie Deutschland. Das Gastgeberland Marokko geht mit gutem Beispiel voran und errichtet riesige Photovoltaik-Anlagen.

 

Die UN-Klimakonferenz COP 22 war ein Erfolg. Trotz schlechter Vorzeichen haben sich die Teilnehmer zu den Zielen bekannt, die 2015 in Paris formuliert worden waren (Foto rechts imago xinhuan). Der entsprechende Vertrag war wenige Tage vor Beginn der COP 22 in Kraft getreten. Der designierte US-Präsident Trump hatte vor seiner Wahl angekündigt, die USA würden aus dem Vertrag aussteigen und ihre Umweltziele neu definieren. Daher war es umso erfreulicher, dass China und viele andere wichtige Staaten sich deutlich zu den Ergebnissen von 2015 bekannten. Die Verabschiedung des 1,5°C-Ziels nebst zahlreichen konkreten Direktiven zur Umsetzung letztes Jahr in Paris war bahnbrechend, auch weil er die Interessen kleiner und kleinster Nationen berücksichtigte, die schon jetzt ernstlich unter dem Klimawandel leiden.

Klimaschutz gestutzt
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wollte mit einem Klimaschutzplan im Gepäck nach Marokko. Die Intervention des Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel weichte den ohnehin vorsichtig formulierten Plan weiter auf, an dem sich Projekte des BSM und vieler anderer Organisationen der Zivilgesellschaft orientieren - als Mindestanforderung, denn besonders ambitioniert ist der Plan schon vorher nicht gewesen. Der BSM-Vorsitzende Ruschmeyer zeigte sich enttäuscht:"Viele unserer Bemühungen werden konterkariert, wenn 2016 immer noch Rücksicht auf den Kohleabbau genommen wird." Wie schon BSM-Beirat Hans-Josef Fell glaubt auch Ruschmeyer nicht daran, dass die Regierung noch ernsthaft am Klimaschutz interessiert ist: "Im Bereich Mobilität gibt es bis heute keine wirksamen Maßnahmen zur Dekarbonisierung. Eine Verkehrswende scheitert am Widerstand der Autokonzerne, die allen Sonntagsreden zum Trotz ihr Geschäftsmodell fortschreiben und die fossilen Verbrenner optimieren statt ihr Portfolio."

Solarschirme im Sand
Obwohl im deutschen Klimaschutzplan ein verbindliches Szenario für den Ausstieg aus der Kohle fehlt, fand er durchaus Anerkennung auf der Konferenz. Viele andere vergleichbare Nationen konnten nämlich nichts Entsprechendes vorweisen. Die deutsche Energiewende gilt weiterhin als ein reichlich wagemutiges Projekt. Der marokkanische König Mohammed VI. wiederum lässt in der Wüste riesige Solaranlagen bauen. Bisher werden 90% der Erzeugung durch fossile Energieträger gewährleistet, die Marokko teilweise sogar importieren muss. In Ouarzazate installieren auch deutsche Unternehmen ihre Komponenten in den 'Noor'-Anlagen - benannt nach dem arabischen Wort für Licht. Sie sollen nach Fertigstellung 2030 die Hälfte des marokkanischen Strombedarfs decken. Außerdem erlaubt eine Speicherlösung die Stromlieferung bis zu sieben Stunden nach Sonnenuntergang.

Sternfahrt nach Marokko
Marrakesch war also keine schlechte Wahl als Veranstaltungsort. Da Teslafahrern bekanntlich kein Weg zu weit ist, organisierten sie gemeinsam mit TWIKE, AVERE und anderen eine Sternfahrt. So demonstrierten sie die Unterstützung für den Klimaschutz auch in der Bevölkerung - und die Möglichkeiten nachhaltiger Mobilität.TWIKE-Fahrerin Sylvia Brutschin lebt in Marokko und begleitete die letzten Etappen durch den nordafrikanischen Staat (Foto oben/© S. Brutschi). FINE Mobile-Chef und BSM-Mitglied Martin Moescheid war ebenso in Marrakesch wie e80days-Organisator Rafael des Mestre, der aus Budapest kam.

Proklamation zum Abschluss
In der Proklamation von Marrakesch haben die teilnehmenden Staaten noch einmal deutlich die 'dringliche Priorität' betont, die eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen erhalten muss. Neben der Dekarbonisierung soll auch der Kampf gegen Armut und die damit verbundenen Risiken für die Weltbevölkerung Bestandteil einer globalen Strategie zur Verbesserung des Klimas sein. Schließlich wiederholten die Industrienationen ihre Zusage, die Entwicklungsländer mit insgesamt 100 Milliarden Dollar zu unterstützen.

Im Auftrag der Kinder
Die Aktion WAVE.EARTH, die der Schweizer E-Mobil-Pionier Louis Palmer ins Leben gerufen hat, hatte schon im Vorfeld viel Beifall geerntet. Wer immer sich beim Sammeln der Postkarten engagierte, berichtete begeistert von Enthusiasmus und Ernsthaftigkeit der Kinder.

Aus der ganzen Welt wurden Postkarten zusammmengetragen, auf denen Kindern ihre Wünsche an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft formulierten für eine Welt, in der auch sie gesund und glücklich werden leben können. Aus diesen Postkarten formten Louis Palmers Mitstreiter ein Mosaik mit der zentralen Botschaft '1,5°C' (oben links, Foto WAVE.EARTH / rechts S. Brutschin aus der Ecole Clamal in Agadir).

Beim BSM bleibt die Hoffnung, dass es nicht bei den Zusicherungen bleibt. Wer wie D. Trump den Klimawandel anzweifelt, mag sich "Before the Flood" von Leonardo di Caprio / Martin Scorsese ansehen, der z.Z. im Kino läuft. Darin gibt es viele eindrucksvolle Bilder zu den Folgen der Erderwärmung. Die Haltung des Wirtschaftsministers Gabriel jedenfalls zeigt, dass noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten bleibt.