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A.-M. Reinhardt: '25 Jahre – und watt nu?'

Einen Blumengruß hat BSM-Mitglied Andreas-Michael Reinhardt mit einem Brief verbunden, der ein Plädoyer für ambitioniertes Engagement enthält. In 25 Jahren hat der BSM manche Sträuße gefochten. Dieser Blumengruß ist verdient!

von Andreas-Michael Reinhardt

Am 2. Dezember 1989 gründete sich in Hessen ein Verein, aus dem später der heutige BSM hervorging. Auf der BSM- Webseite heißt es dazu:“….setzt sich seit 25 Jahren für umweltverträgliche Verkehrssysteme und die Nutzung solarer Energien zu Lande, im Wasser und in der Luft ein. Er transportiert Erkenntnisse aus der elektromobilen Praxis in politische Gremien und bietet seinen Mitgliedern eine Basis zum Austausch ihrer Erfahrungen.“

Zwei Fragen stelle ich mir heute aktuell:

1. Kann der BSM einen politischen Beitrag im Sinne seiner Mitglieder leisten, welche eine andere Organisation auf der Bundesebene nicht zu leisten vermag?

2. Was sollte der wichtigste Zukunftsbeitrag des BSM in den nächsten Jahren für seine Mitglieder und die Zivilgesellschaft sein?

Bekenntnis zur Elektromobilität und erneuerbare Energien

Bekanntlich steht der BSM unter anderem für die breite Einführung von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und die baldige Ablösung fossil angetriebener Fahrzeuge und für konsequenten Einsatz regenerativ erzeugten Fahrstroms bei den BEV! Insoweit ist es wahrlich eine Überraschung, von E.on SE, unserem schon berühmt-berüchtigten Energiekonzern Nr.1, Bahnbrechendes zu lesen. Für mich klingt es wie ein 'Heureka!'-Ruf des Topmanagements, wenn man in den Medien lesen kann, dass "sich der durch die deutsche Energiewende unter Druck geratene Versorger E.on SE künftig auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentriert. Das Geschäft mit der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie der Energiehandel werde 2016 mehrheitlich an die Aktionäre abgegeben und der Rest an die Börse gebracht, teilte das Unternehmen am Sonntagabend, 30.11.14, mit…“

Es ist doch gut, das zu lesen. Jedenfalls bringt das nüchterne Kalkül der Energie-Topmanager mehr Bewegung auf die Beine als die für Energie und Umwelt zuständigen Bundesministerien derzeit im Interesse der Erneuerbaren an Positivem leisten. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels muss man sich sorgenvoll fragen, ob auf unsere Regierungen in Bund und Ländern Verlass ist. Auch wenn die Bundesregierung unter ihrem regierenden Kohle-freundlichen Vizekanzler Siegmar Gabriel(SPD), assistiert von den „Kohle-Ländern“ und -Ministerpräsidenten Kraft und Woidke, die Energiewende in Teilen revidiert und die politischen Prioritäten zugunsten Braun- und Steinkohle in einer unheiligen Koalition mit den Gewerkschaften – neuerdings ist die IGBCE auch Freund des Frackings! – neu gesetzt hat, so bleibt zu konstatieren, dass die Chefetagen der Energiewirtschaft allmählich begreifen, was angesichts des dramatisch voranschreitenden Klimawandels die politische Priorität ist. Weg von den fossilen, hinzu den regenerativen Energien, konsequente Grünstrom-Erzeugung, deren vorrangige Netzeinspeisung und auch Einsatz im Verkehrssektor durch Elektromobilität, E-Fahrzeuge bis hin zur Brennstoffzelle eines Tages.

Wenn man betrübt zur Kenntnis nehmen muss, dass die Bündnis 90/Die Grünen sich für den „Teller“ und kaum noch für „Tank und Teller“- Themen und Konflikte politisch auf Ihrem Bundesparteitag vom 23. November 2014 entschieden haben und bei der Elektromobilität eher mit „Ja, aber…“ argumentieren, dann wird deutlich, dass die Elektromobilität, zumal die vom BSM geforderte „Multi-Modalität“, politische Paten im Bund und in unserer Gesellschaft dringend benötigt. Bekanntlich redet der BSM seit der Hannovermesse 2013 / MobiliTec-Forum der „systemischen Mobilität“ das Wort und verwies bereits mehrfach auf die dringend notwendige Verknüpfung der Verkehrsträger und ihrer Angebote im Sinne nachhaltiger, bezahlbarer und attraktiver Mobilitätsketten für den Alltagsgebrauch. Wir brauchen weniger „GDL- Denke“ in „Sparten“, wenn es um die Verbesserung von Mobilität, um die Aufrechterhaltung eines funktionierenden Nah-, Regional- und Fernverkehrs geht, um eine ganzheitliche Integration von Mobilitätsangebot in den Stadt-und Gemeindealltag!

Zunehmend besser, wie Modellversuche zeigen. Auch zwischen Fahrrad und Fußgänger gibt es (lösbare) Konkurrenzen und nicht nur zwischen Autos und parkenden Autos und Autos und Menschen. Der BSM kann helfen, die wichtigsten Fragen klar zu adressieren, zivile Akteure und Netzwerke zum Engagement motivieren und am Beispiel- stellvertretend- „Ladeinfrastruktur Elektrofahrzeuge“ angesichts des ausbleibenden Fortschritts bei der NPE – Nationale Plattform Elektromobilität – als Moderator mal aufzeigen, was zukunftsfähige Elektromobilität auf Straßen und Plätzen Deutschlands und Europa braucht. Und was überflüssig ist, wie z.B. die Diskriminierung bereits seit langem zugelassener Elektrofahrzeuge mit Chademo-Ladestecker aus den Zeiten, wo es noch nicht mal vergleichbare E-Fahrzeuge aus deutscher Herstellung gab. Der BSM fordert Pragmatismus bei den Handelnden ein und bekennt sich zu europaweiten Lösungen zur Etablierung eines Langstreckenmobilität mit Elektrofahrzeugen im „Europa der 28“ und mit den Nachbarstaaten.

Der „4.Fortschrittsberichts“ der NPE, der am 2. Dezember 2014 veröffentlicht und der Bundeskanzlerin übergeben wird, macht zwei Dinge leider deutlich: 1. Statt Fortschritt eher Stillstand, wie es z. B. Prof. Dr. Andreas Knie kritisiert, denn weder die Regierenden noch die Mitwirkenden bekennen sich zu klaren, zukunftsweisenden Entscheidungen. „Wo gibt es bezüglich Elektrofahrzeugen und notwendiger Infrastruktur Entscheidungen? Warum ist das Elektromobilitätsgesetz so unzureichend und bringt gar nichts außer einer Parkraum-Widmung-Rechtsgrundlage für Kommunen, die auch Stuttgart zum Beispiel auch ohne Gesetzesgrundlage bereits vor Jahren getroffen hatte“, fragte der bekannte Mobilitätsforscher und InnoZ-Geschäftsführer bei einer vom BSM organisierten Veranstaltung am 27.11.14 in Berlin zum Thema „Mobilitätsschule“.

Der BSM unterstützt die EU-Bemühungen zur Elektromobilität. Deswegen auch AVERE – Mitglied. Wir werden als BSM Herrn Juncker aus seinen (positiven) „Träumen“1 reißen und seine EU-Kommission anspornen, einen ganzheitlichen Weg bei der Unterstützung des Ausbaus der Elektromobilität in Europa zu gehen. Deshalb werden wir unsere Mitgliedschaft bei AVERE in Brüssel nutzen, konkret Themen anzusprechen und voranzutreiben im Sinne unserer Leitlinien. Mehr zivilgesellschaftliches Engagement und Beteiligung regionaler Akteure fordert der BSM bei den EU-Projekten im Bereich nachhaltiger Mobilität. Die neuen Ausschreibungen laufen, eine rege Beteiligung der Kommunen und ihrer Verbände, Einrichtungen und Netzwerke ist wünschenswert! Neben Industrieinteressen sind mehr die Belange von Kommunen, Regionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren vor Ort zu fördern und innerhalb der EU zu stärken durch Cluster. Das geschieht nur unzureichend im Bereich der Mobilität, insbesondere bei dem Thema „systemische Mobilität“.

Viele Ausschreibungstexte sind durchsetzt von „Industrie- und Beratungssprech“, kann ich aus BSM-Sicht nur bemängeln. Versteht das noch ein Mensch, was da die EU anbietet, in einer Stadtverwaltung einer 10.000 Einwohner- Gemeinde oder im Vorstand eines lokalen Vereins? Auf jeden Fall bekennt sich der BSM zur EU, zu AVERE und zu „EVS 30 – Stuttgart, 8.-11. Okt. 2017“- Die Welt der Elektromobilität zu Gast in Region Stuttgart! Die Gremien von AVERE in Brüssel haben am 31. Oktober 2014 die Bewerbung Deutschlands für die Ausrichtung des Weltkongresses Elektromobilität “EVS 30“ in 2017 positiv entschieden. Die Niederlande mit Amsterdam und Deutschland mit Stuttgart bewarben sich mit ausführlichen Bidbooks und stellten sich einer mündlichen Anhörung. Das „Electric Vehicle Symposium“ findet konkret vom 8. bis 11. Oktober 2017 in der Messe Stuttgart statt. So die aktuelle Entscheidung der WEVA (World Electric Vehicle Association) vom 21. November in Seoul, Süd Korea. WEVA bestätigte auf Antrag von AVERE den Vorschlag Europas. Der BSM vertrat das Bewerberkonsortium (e-mobil BW, Land Baden-Württemberg, Region und Stadt Stuttgart, Landesmesse Stuttgart, Agentur Peter Sauber und BSM) in Goyang/Seoul, Südkorea. Im Jahr 2017 wird Deutschland, auch der BSM, die Chance haben, die „Welt der Elektromobilität als Gast in Deutschland“ zu begrüßen. Übrigens, das Bewerbungsmotto Deutschlands und der Region Stuttgart lautete in Brüssel und Seoul: “ Industrialization and market – the sustainable paths to intermodal electric mobility” (Industrialisierung und Markt – der nachhaltige Pfad zur intermodalen elektrischen Mobilität“)

Ich hoffe, es wird auch ein „Weltgipfel der zivilgesellschaftlichen Akteure“, der „top sustainable mobility brains“ aus Wissenschaft, Forschung, Bildung, Mittelstand, Industrie und Politikerinnen von Kommunen über Länder bis Bund, Europa und der Welt!. Angesichts vieler Pläne und Szenarien zum Beitrag des Verkehrs zur CO2-Senkung und Bekämpfung des Klimawandels sollten wir als BSM für uns und mit unseren Netzwerken bald erarbeiten, wo wir stehen, was wir wollen, wie wir es bewirken und auf die Agenda bringen wollen. Die Elektromobilität als disruptive Technologie wirkt in viele Bereiche, wie wir gelernt haben, ist Motivation genug, sich in das „Wie?“ mit Impulsen reinzuhängen. Selbst in den Bereich des „autonomen Fahrens“ – bzw. „Transportiert-Werdens“ – wie wir jetzt erleben. Elektromobilität ist bekanntlich bestens geeignet, auch Verknüpfung in sinnvollen Mobilitätslsungen mit Assistenzsystemen zu finden. Auch aus Sicht des Nahverkehrs z.B. auf den „letzten km zur Haustür“, in Verbindung mit LEV neuen Typs. Der BSM wird als Deutschlands Mitglied bei AVERE und als ideeller Mitveranstalter von „EVS 30“ in Stuttgart dabei sein und sich im Vorfeld bereits engagiert einbringen. Machen Sie bitte mit und unterstützen uns!

Mein Fazit: BSM kann Mobilitätsthemen wirkungsvoll auf den Punkt bringen. Ja, der der BSM kann einen politischen Beitrag im Sinne seiner Mitglieder leisten. Nicht mal der im Reform-Modus sich befindende ADAC – wir drücken die Daumen! – kann angesichts seines neuen Leitbilds2 und Bekenntnis zu einer umfassenden Mobilität das fokussierte Engagement des BSM ersetzen. Der BSM bündelt das authentische Engagement vieler Ehrenamtlicher mit „lokalen Wurzeln“ zu Themen der Elektromobilität auf der Bundesebene und ist mit seinem Anspruch, eine ganzheitliche Mobilität auf multimodaler Basis gesellschaftlich, politisch und systemisch abzubilden, nicht verzichtbar! Nicht umsonst verbindet die BSM-Marke „E³ mobil“3 die Themen Elektrisch, Effizienz und Erneuerbare aus einer umfassenden Sicht und bringt einen positiven Klima-Beitrag der Mobilität auf den springenden Punkt. Insoweit kann der BSM weiterhin Impulsgeber und Katalysator zugleich sein im politischen und gesellschaftlichen Ringen um eine ganzheitlichere Mobilität in unserem Land und in der EU angesichts des fortschreitenden Klimawandels.

Zukunftsbeitrag des BSM?

2. Was sollte der wichtigste Zukunftsbeitrag des BSM in den nächsten Jahren für seine Mitglieder und die Zivilgesellschaft sein? Dazu zwei Stichworte: „E³-Mobil“ eine bekanntlich vom Umweltbundesamt seit Jahren gefördertes Programm des BSM ist zugleich eine kommunikationsmächtige Plattform für den Pfad zu einer umweltfreundlicheren Mobilität mit vielen Einzelbeispielen für jeden Bürger und jede Bürgerin mit Interesse an den Themen Verkehr, eigene Mobilität und Optionen. Das zweite Stichwort heisst „Mobilitätsschule“ (www.mobilitaetsschule.de) und zeigt konkret auf, wie mit viel Engagement der BSM und seine Projektpartner es bewirkt haben, das Thema „(Eigen-) Motivation“ bei der alltäglichen Mobilität für Beruf, Ausbildung und Freizeit auf den springenden Punkt zu bringen, nämlich, was eine Fahrschule dazu beitragen kann, dass wir eine neue Mobilität für uns organisieren und leben können.

Der BSM steht für anschauliche, praxis-orientierte Beispiele, und die Mobilitätsschule belegt, dass man die Theorie- und Praxis-Ausbildung in einer klassischen Fahrschule nicht nur elektromobiler, sondern auch multimodaler ausrichten kann. Wie wir sehen, der BSM ist zukunftsfähig, er kümmert sich um relevante Zukunftsthemen die uns alle, die Gesellschaft und auch die Politik angehen. Und er packt mit an!

Nur, und jetzt zum Schluß noch ein Schuss „Wasser in den Wein“, wir brauchen auch mehr engagierte Mitglieder! Wir sind leider zu wenige Aktive! Es ist kein Trost, dass es vielen Vereinen und Verbänden genauso ergeht. Engagement ist bekanntlich aufwändig, zeitraubend und kostet auch eigenes Geld. Der BSM konkurriert zudem auch mit ihm nahestehenden Vereinen und Netzwerken, welche gleichfalls engagierte Mitstreiter benötigen und immer seltener finden. Auch unterliegen viele unserer Anhänger der irrigen Vorstellung, daß man zu jedem Einzelthema auch einen weitere Einzel-Verein oder ein neues Netzwerk begründen und „leben“ muß. Ich breche heute und hier eine Lanze für „Bündelung“ und rege an, nachzudenken, was man auf die „Plattform BSM“ in Zukunft re-integrieren könnte, was sich vereinzelt hatte und aus heutiger Sicht vielleicht wieder neu angefasst und anders organisiert werden sollte. Das sollten wir diskutieren und bis zur nächsten Hauptversammlung des BSM im 1. Quartal 2015 dazu eine hoffentlich aktive Diskussion zu Ergebnisse und Beschlüssen führen.

In diesem Sinne ein „Herzlichen Geburtstagsgruß“ an unsere Gründerinnen und ehemaligen bzw. aktiven Vorständen während der 25 Jahre als BSM und ein „Dankeschön!“ fürs Engagement.

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1 EU-Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker bei der Vorstellung seines 315 Mrd. Euro schweren Investitionsplans für Europa: “Ich habe eine Vision von einem Pendler, der in der Lage ist, sein Elektroauto an der Autobahn genauso unkompliziert aufzuladen, wie wir heute Benzin nachtanken.” (zitiert nach der freien Übersetzung in electrive.net vom 28.11.14, wo Peter Schwierz folgende Bemerkung ergänzte: "Wenn wir seine 'Visionen' richtig interpretieren, könnte ein Teil davon auch für neue Ladestationen ausgegeben werden.) – Ich zitiere das gerne

2“Der ADAC schafft Transparenz über die unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen seiner Mitglieder in Mobilitätsfragen und vertritt diese Interessen – legitimiert durch die Einbindung seiner Mitglieder – in Öffentlichkeit und Politik.“ So lautet eine ADAC-Veröffentlichung in Vorbereitung der Generalversammlung am 6.12.2014

3Siehe hierzu die BSM-Webseite