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Alex Holtzmeyer: "LSV macht freie Abgabe von Solarstrom unmöglich"

Seit 25 Jahren betreibt der Lebensgarten Steyerberg eine Solartankstelle, der älteste im LEMnet verzeichnete Ladepunkt Niedersachsens. Alex Holtzmeyer ist die treibende Kraft hinter dem Engagement Steyerbergs in Sachen Elektromobilität, zu dem auch ein rein elektrisches privates Car-Sharing gehört.

Aus Anlass der seitens der Bundesregierung geplanten Einführung der LSV (Ladestromverordnung des BMWi) hat BSM-Vorstand und LEMnet Europe-Präsident Andreas-Michael Reinhardt zahlreiche Interviews geführt mit Betreibern von Ladeinfrastruktur, welche die LSV kritisch sehen und eine PETITION an den BUNDESRAT (23.11.15) mit unterschrieben haben.

Was veranlasst die Elektromobilisten dazu, sich in Sachen LSV zu engagieren?

Alex Holtzmeyer: 1991 war es nicht leicht, Solarmodule geschweige denn ein e-Auto zu beschaffen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es gelungen, ein funktionieren Modell für nachhaltige Mobilität zu etablieren. In den letzten Jahren haben wir einige Quantensprünge an Innovationen erlebt. Solarmodule sind jetzt problemlos und kostengünstig beschaffbar und produzieren Energie mit höherem Wirkungsgrad. Das Angebot an e-Fahrzeugen hat sich sensationell verbessert. Wir haben auch Unterstützung durch das Schaufenster Elektromobilität der Metropolregion /Niedersachen.

Die Anzahl an Ladepunkten ist enorm gestiegen. Wir haben jetzt sogar DC-Laden mit CCS, CHAdeMO und AC 3-phasig! Wir sehen angesichts der LSV, dass die Kosten steigen und der administrative Aufwand ebenso. Warum müssen Ladesäulen durch die Bundesnetzagentur reguliert werden? Wir haben alle Ladepunkte zum Beispiel eingetragen in www.lemnet.org und andernorts.

Was konkret kritisieren Sie als Betreiber von E-CarSharing und Ladesäulen an der LSV?

Alex Holtzmeyer: Die Tatsache, daß die LSV unseren öffentlich zugänglichen Parkraum mit den privaten Ladestationen ohne Einschränkung zu „öffentlichem Raum“ rechtlich erklärt, nimmt uns was weg. Die Kontrolle über unseren Besitz und die Entscheidung, ob und zu welchen Bedingungen wir Fremde als Gast zum Laden mit Fahrstrom zulassen. Außerdem sind die Administrationskosten aufgrund der Gebühren für die Bundesnetzagentur sehr hoch, zumal dann, wenn wir den PV-Strom frei abgeben bzw. gegen Spende und den Parkraum auch nicht berechnen. Mit der aktuellen Fassung der Ladesäulenverordnung wird unser Engagement in Zukunft massiv erschwert bzw. wirtschaftlich z.T. unmöglich gemacht.

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland vor?

Alex Holtzmeyer: Die Bundesregierung hat zwar das Ziel ausgerufen, bis 2020 eine Million Elektroautos auf den Straßen zu haben, hat aber versäumt, dieses Ziel gemeinsam mit den immer mehr werdenden e-Mobilisten zu verfolgen. Stattdessen führen die Automobilhersteller das Wort. Zudem noch wenige Zulieferer neben den großen Energieerzeugern und -Verteilern. Und die Zivilgesellschaft sitzt am Katzentisch. Bekanntlich fußt, ähnlich wie bei der Energiewende, ein großer Teil der Fortschritte auf dem Engagement von Bürgern. Ich kritisiere, dass die Schere zwischen den aktiven e-Mobilisten und den parlamentarischen Kräften auf Bundes-und Länderebenen und den Ministerien immer größer geworden ist. Auf der zivilen Seite sind know how und Engagement zu finden.

links: A. Holtzmeyer im Februar 2014 (Foto BSM/mb)

Bei den OEMs ist in Deutschland eher Bremsen angesagt. Ebenso in der Politik. Angebote der zivilen Akteure, sich einzubringen und an dem "Ziel 2020" mitzuwirken, hat es genug gegeben. Was wir jetzt angesichts des Ausbleibens von Erfolgen-ausgerechnet in Deutschland -bei der Elektromobilität und E-Fahrzeugen erleben, ist bedauerlich.

Was werden Sie machen, wenn die LSV nicht geändert wird?

Alex Holtzmeyer: Mit der seitens des Bundeswirtschaftsministeriums geplanten LSV werden nicht nur die Aktivitäten von Bürgern gebremst, sondern bisher erreichte Erfolge und Fortschritte auch spürbar geschmälert.

Die Modellregion Bremen-Oldenburg, MoveAbout in Bremen, H2O Mobile aus Varrel, das niedersächsische Schaufenster Elektromobilität der Bundesregierung, „Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg“ und das Schaufenster Elektromobilität Bayern/Sachsen, die E.on sowie die enercity Hannover haben nicht nur den Lebensgarten, sondern inzwischen auch den gesamten Flecken Steyerberg als "Forschungslabor" für Mobilitätslösungen der Zukunft entdeckt. Wir sind sehr zufrieden mit diesen Projektenbzw. Partnern und haben die Kompetenzen und das Engagement unser Partner sehr schätzen gelernt. Diesen Weg wollen wir weiter gehen.

Angesichts der Absichten der EU-Richtlinie zur Ladeinfrastruktur ist das deutsche Handeln auf Seiten des BMWi unverständlich. Wenn das auch der BUNDESRAT akzeptieren sollte, dann geben die Länder sämtliche Mitwirkungsrechte und -Chancen an der Landesentwicklung Elektromobilität aus der Hand.

Wir wissen heute aufgrund unserer Erfahrungen seit vielen Jahren mit E-Fahrzeugen, dass elektrisches Fahren heute für 99% aller Fahrten möglich und wirtschaftlich bereits vertretbar ist. Die Vollkosten pro km E-CarSharing liegen bei unserer Flotte traumhaft niedrig. Auch vermeiden wir mit unseren CarSharing-E-Fahrzeugen viele Tonnen CO2 und anderer Schadstoffe. Pro Monat!

Wir werden weitermachen und unsere Ladeinfrastruktur so organisieren, dass wir das Gewollte erreichen können, ohne der staatlichen Willkür ausgesetzt zu sein. Und wir hoffen, daß die EU-Kommission diese LSV dem BMWi nicht durchgehen lässt. Denn warum sollen wir uns angesichts einer klaren EU-Richtlinie 2014/94/EU durch die LSV rechtlich benachteiligen und gar diskriminieren lassen? Wir werden uns durch die erschwerten Bedingungen, die diese LSV mit sich bringen würde, an der Weiterentwicklung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten NICHT hindern lassen. Trotzdem fordern wir in aller Deutlichkeit eine Nachbesserung der LSV unter Beteiligung aller Akteure und vor allem die der Vereine und Verbände, in denen sich e-Mobilisten teilweise schon vor über 25 Jahren zusammengeschlossen haben.

Kontaktangaben:Alex Holtzmeyer, Ginsterweg 3, 31595 Steyerberg, www.1-Solartanke-Niedersachsen.de
Fotos: © Lebensgarten Steyerberg , Alex Holtzmeyer, Flecken Steyerberg

Bereits seit mehr als 20 Jahren gibt es in der Gemeinde Flecken Steyerberg/Landkreis Nienburg/Weser Aktivitäten im Bereich regenerativer Energie, Klimaschutz und CO2-freier Mobilität. So wird bereits seit 1991 eine (Solar-)Tankstelle für Elektrofahrzeuge (ist die älteste Tankstelle in Niedersachsen) in der Öko-Siedlung „Lebensgarten“ im Ortsteil des Flecken Steyerberg angeboten.

Seit 2013 ist der Flecken Steyerberg „100ee-Region“. Vom Land Niedersachen haben wir den Titel „Klimakommune 2014“ bekommen. Aktuell beträgt der Anteil von erneuerbaren Energien im Flecken Steyerberg 237%. Das Land Niedersachsen will bis 2050 von heute 45% auf 100% erneuerbare Energien kommen. Daran hat der Flecken Steyerberg bereits heute einen großen Anteil. Dies war nur durch die Initiativen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Unterstützung durch die örtliche Politik im Rathaus möglich.

Die Solartankstelle am Lebensgarten Steyerberg feiert im Jahr 2016 ihr 25jähriges Bestehen. Während dieser Zeit wurde hier lückenlos ein CarSharing mit Elektrofahrzeugen betrieben in Kooperation mit MoveAbout GmbH, Bremen. Dieses Projekt ist das älteste seiner Art in Deutschland!

Flecken Steyerberg, Bürgermeister Heinz-Jürgen WeberLange Straße 21, 31595 Steyerberg, Telefon: (05764) 96 06-0, E-Mail: rathaus@steyerberg.de

Zahlreiche Stromtankstellen der Gemeinde sind ebenfalls auf www.lemnet.org eingetragen.