Wer backt einen elektrischen Sprinter?
und Anfang des Jahres hatte Roland Schüren dazu aufgerufen, Am 3.2. fand das erste Treffen statt, bei dem 34 Teilnehmer ihre Erwartungen an einen geeigneten Lieferwagen zusammenfassten. Nun wird Roland Schüren die Ausschreibung für das "Bakery Vehicle No. 1" - kurz BV1 - soweit vervollständigen, dass Hersteller und Umrüster sich um die Produktion bemühen können.
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Die von Bäcker Roland Schüren gegründete “Selbsthilfegruppe” für E-Transporter hat einen weiteren Schritt zu ihrem BV1 (Bakery Vehicle One) getan: Der gewünschte E-Transporter wurde nun von 34 Gruppenmitgliedern, die 29 Unternehmen vertraten, konfiguriert.
In einem Schreiben der Organisatoren heißt es: „Somit kann das Team der Gruppe jetzt die Unterlagen zur Angebotsanforderung an gut 30 große und kleine Hersteller sowie große und kleine Umbaufirmen erstellen. Parallel dazu werden die aktuell 168 Interessenbekundungen von 71 Unternehmen zum Kauf eines BV1 in verbindliche Reservierungen mit Anzahlung umgewandelt. Die ersten E-Transporter wurden direkt gestern reserviert.“
Vorbild für diesen Prozess ist kein geringerer als Elon Musk, der mit seinem Reservierungsprozess für das noch nicht in Produktion befindliche Tesla Model 3 angeblich weltweit über 400.000 Reservierungen mit Anzahlung einheimsen konnte. Unter den 71 Firmen, die bei dem Transporter-Projekt mitmachen, sind nach Angaben der Organisatoren aktuell „27 Bäckereien, mehrere SHK-Handwerker, Elektrotechnik-Betriebe, Schreinereien, die Stadtverwaltung Düsseldorf, ein Blumenzüchter, ein Getränkelogistiker, ein Paketdienst, ein Krankentransport-Unternehmen“ und Unternehmen aus anderen Branchen. Einige Teilnehmer kämen auch aus Österreich, Italien und den Niederlanden. Weitere Interessenten können sich noch immer via info@Ihr-baecker-Schueren.de anmelden und dabei sein.
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https://www.electrive.net/2017/01/11/baecker-schueren-gruendet-selbsthilfegruppe-fuer-e-transporter/:
„Wir Bäcker brauchen Elektroautos als Transporter in der Sprinterklasse – und kein Automobilhersteller baut sie uns.“ Mit diesen Worten empfängt Bäckermeister Roland Schüren die Nutzer einer „Selbsthilfegruppe“. Die will 100 Kaufabsichten für Elektro-Transporter sammeln – und dann eine Ausschreibung für die Produktion starten. Über die Hälfte ist schon beisammen.
Roland Schüren ist kein Unbekannter in der Community der deutschen E-Mobilisten. Eine 185 kWp PV-Anlage schmückt das Dach der modernen Backstube. Vor dem Firmensitz in Hilden (NRW) betreibt Ihr Bäcker Schüren ein Paradies für Elektroauto-Fahrer: einen Ladepark mit 31 Ladepunkten, darunter selbst DC-Anschlüsse für CCS und CHAdeMO. Und jeden Samstag schauen E-Auto-Fahrer zum E-Mobilisten-Frühstück vorbei. Was treibt den elektroaffinen Bäcker nun an, sich quasi einen E-Transporter für das Bäcker-Handwerk bauen zu lassen? „Für alle Bäcker ist es wichtig, ihre Filialen in den Innenstädten beliefern zu können“, erklärt Roland Schüren gegenüber electrive.net. Seine Branche komme durch die Debatte um Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in den Innenstädten „jetzt richtig unter Druck“.
Angst vor Fahrverboten
Die Anrufe von besorgten Kollegen kann er gar nicht mehr zählen. Sie kommen aus Essen, Düsseldorf oder Stuttgart, jenen Städten also, die massiv mit Stickoxiden in der Luft zu kämpfen haben. Er selbst betreibt 18 Filialen in NRW, fünf davon in Düsseldorf, wo die Stadtoberen der Luftverschmutzung jetzt den Kampf angesagt hat. Vor allem Bäcker wie er stünden der E-Mobilität sehr offen gegenüber, wollen gerne nachhaltig ausliefern, so Schüren: „Alle machen sich jetzt Gedanken: Kaufen wir noch einen Diesel – ja oder nein?“
Nun träumt Schüren vom BV1, wie er es nennt. Das Bakery Vehicle 1 soll gewisse Anforderungen erfüllen und natürlich rein elektrisch fahren. Eine Sammel-Bestellung soll den Weg dafür ebnen. Das Interesse ist groß: Binnen weniger Tage kamen bereits Absichtserklärungen für 62 Fahrzeuge von über 20 Unternehmen zusammen. „Das große Feedback hat mich überrascht. Wir haben noch nicht mal die Bäcker-Fachpresse angesprochen“, so Schüren. Es zeigt sich, dass seine Zunft nicht die einzige ist, die sich für elektrische Lieferwagen interessiert: „Vom Schreiner bis zum Elektro-Handwerker ist alles dabei“, berichtet Schüren. Die größte Einzelbestellung zählt aktuell zwölf Fahrzeuge und kommt von einem Bäcker-Kollegen.
Wie geht es nun weiter? Im Januar sollen die 100 (plus x) Interessenbekundungen gesammelt werden. Danach soll Anfang Februar ein Workshop mit allen Interessenten in Hilden stattfinden. Dort sollen die Konfigurationen geklärt und alle Parameter zur optimalen Ladegeschwindigkeit, Zuladung und Reichweite so konkret wie möglich festgelegt werden. „Danach schicken wir eine Ausschreibung an alle Nutzfahrzeug-Hersteller und Umrüster raus“, plant Schüren. Entstehen soll ein praxistaugliches Produkt, bei dem auch Wartung und Service mitgedacht werden. Deshalb will sich der Bäcker nicht vorab auf bestimmte Anbieter festlegen.
Sammelbestellung an die Nutzfahrzeug-Branche
Derzeit läuft die Konfiguration auf zwei Modellvarianten hinaus: Einen Kastenwagen mit mittlerem Radstand und 100 und/oder 150 km sicherer Winterreichweite. Und ein Fahrerhaus mit Fahrgestell zum weiteren eigenen Aufbau bei gleichen Reichweiten. Erste Wünsche aus der Selbsthilfegruppe zielen auch schon auf einen 7,5 Tonner ab. Wenn alle Bedarfe ermittelt und Konfigurationen definiert sind, geht die Ansprache der Fahrzeugbranche los. „Das wird eine starke Willensbekundung werden.“ Roland Schüren will so verbindlich wie möglich sein – am liebsten so wie bei der Reservierung eines Tesla Model 3. Oder doch gleich selbst eine eigene Produktion aufbauen? „Den StreetScooter für Bäckereien bauen wir sicher nicht“, lacht Schüren. Bäcker, bleib‘ bei deinen Brötchen.
Doch wäre der Fahrzeug-Produzent der Deutschen Post ein möglicher Partner. „Wir werden auf jeden Fall die 100 knacken“, ist Roland Schüren überzeugt. Im Moment würden seine Assistentin und die Telefonzentrale der Bäckerei mithelfen, die Anfragen zu koordinieren. Zwischen Backwaren-Bestellungen und allem, was eine Bäckerei eigentlich so zu tun hat. „Wenn das so weiter geht, muss ich noch jemanden für das Projekt einstellen“, sinniert Schüren im Gespräch mit electrive.net. Und zuzutrauen ist dem eMobility-Pionier das allemal.
Bäcker Schüren hat diese Frage für sich schon lange beantwortet: Bei ihm fahren im Rahmen eines Forschungsprojekts bereits zwei elektrische Transporter vom insolventen Umrüster German E-Cars in der Flotte, die Azubis sind im Renault Twizy unterwegs. Und Schüren selbst fährt Tesla. „Die großen Sprinter, die wir noch haben, fahren alle mit CNG.“ Auch diese acht Fahrzeuge will Schüren lieber heute als morgen gegen elektrische Kastenwagen tauschen – findet aber keine Fahrzeuge am Markt. Daraus entstand die Idee für die Selbsthilfegruppe bei Facebook.