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Ewige windstille Nacht

Knapp zehntausend Menschen hatten sich vor dem Dienstsitz Sigmar Gabriels versammelt, von Umweltaktivisten über Solateure und Betreiber einzelner Kraftwerke bis zu den Mitarbeitern großer Unternehmen der Branche. Die Koalition von Biogas bis Offschore-Windpark wandte sich im Zentrum Berlins lautstark gegen die Pläne der Regierung, den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien zu begrenzen. Der BSM vertrat bei der Demo am 2. Juni 2016 die Mobilität.

 

BEE-Präsident Fritz Brickwedde beklagte, dass das Thema Energiewende unter falschen Gesichtspunkten diskutiert werde. Obwohl sowohl Kapazitäten als auch Bereitschaft für einen Ausbau der Erneuerbaren vorhanden seien, würde vornehmlich über die Hemmnisse gesprochen.

Im Zug durch das Regierungsviertel waren sich zwar alle einig, dass das Projekt Energiewende nicht gefährdet werden darf. Die Interessen der zahlreichen Enercon-Mitarbeiter werden sich nicht mit denen der kleinen Solateure decken. Nicht zuletzt der BSM vertrat die Zivilgesellschaft.

Brickwedde prangerte die Kommunikation der Politik an: "Planmäßig wird die Bevölkerung verängstigt." Bei den Menschen entstehe der Eindruck, durch die erneuerbaren Energien werde die Energieversorgung unbezahlbar teuer und zudem müsse man sich um die Netzstabilität sorgen. Abweichend von den gestern von Regierungsseite bekanntgegebenen Plänen fordert die Branche für Onshore-Wind einen Deckel bei 2.500 MW jährlichem Ausbau - netto. Die Regierung sprach von 2.800 MW brutto. Immerhin ist die sogenannte Weltformel vom Tisch, die den Ausbau der Windkraft Onshore davon abhängig gemacht hätte, was die anderen erneuerbaren Energien aufbauen. Sprich: Viel Solar hätte zu wenig Wind geführt. Eine Idee, die zu erhöhter Planungsunsicherheit geführt hätte.

Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband warnte vor Arbeitsplatzverlusten im ländlichen Raum. Die hofnahe Biogasanlage sei die logische Erweiterung des Kuhstalls. Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, erklärte, die bisher erzielten Verbesserungen seien bereits positiv zu bewerten. Die Regierung will statt einer Deckelung der Bioenergie auf 100 MW jetzt 150 für die nächsten drei Jahren und dann 200 MW zulassen. "Das haben wir allein Horst Seehofer zu verdanken", so Seide. Der habe sich für die Bioenergie eingesetzt, die in Bayern besonders stark vertreten ist. Seide warnte allerdings, dass sich der Deckel nicht erreichen lässt, wenn es bei einem Gebotshöchstpreis von 14,8 Cent für Biogas-Ausschreibungen bleibt. Der Verband fordert stattdessen den Durchschnittspreis der letzten Jahr je nach Technologie.

Thomas Ahme von der IG Metall warnte vor massiven Arbeitsplatzverlusten - etwa in der Offshore-Windkraft. Werften wie aktuell Nordic Yards würden abwandern und sich auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen fokussieren, wenn in Deutschland kein Markt für die Offshore-Windkraft bestehen bleibt.
Nicole Weinhold/Erneuerbare Energien