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Energieunternehmen entdecken E-Mobilität als Markt

Die Studie "Branchenkompass 2012 Energieversorger", die Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut erstellt hat, zeigt ein steigendes Interesse der Energieversorger an der Elektromobilität. Die befragten Entscheider der Branche gaben an, vornehmlich in den Ausbau erneuerbarer Energien sowie IT-Dienstleistungen investieren zu wollen. Der BSM sieht in der Studie seine Position bestätigt, dass die Förderbedingungen aktualisiert werden müssen, um das Interesse der Energieunternehmen aufrecht zu erhalten.

Von Andreas-Michael Reinhardt (Vorstand des BSM)

Diese Studie ist ein erneuter Beleg dafür, dass der Entwicklungspfad für die Marktvorbereitung (bis 2014) der Elektromobilität in Deutschland planmäßig verläuft. Wichtige Akteure wie die Stadtwerke und große Energieversorger erkennen zunehmend Ihre Marktchancen und planen die Erschließung des Geschäftsfelds E-Mobility. Dies stellte der BSM anlässlich der Vorstellung der Studie "Branchenkompass 2012 Energieversorger" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut am 29.08.2012 in Berlin fest.

Die Pioniere der Elektromobilität werden sich dem Wettbewerb der Neueinsteiger stellen müssen. Bereits die Feld-Studien, die die Bundesministerien für Verkehr, Umwelt und Wirtschaft beauftragt und 2012 vorgestellt hatten, zeigten, dass den Teilnehmern an Modellversuchen- und Projekten reine Probefahrten nicht ausreichten. Der Bund müsse bessere Möglichkeiten schaffen, damit auch Nichtnutzer-Gruppen Elektroautos im Alltag testen können, „um die Wahrnehmung von Elektroautos zu verbessern bzw. zu korrigieren." So könne man "den Konsumenten bei der Entscheidung helfen, ob Elektrofahrzeuge für ihre täglichen Bedürfnisse und ihren Lebensstil geeignet sind.“ Dies stellte eine in Berlin vorgestellte Studie fest. Es heisst dort weiter: “Zum einen dürfte der Verbesserungsbedarf beim Angebot an niedrigschwelligen Testmöglichkeiten (insbesondere z. B. zum Test über mehrere Tage) bestehen, zum anderen aber auch beim Angebot an Informationen zu bestehenden Testmöglichkeiten“, schrieb das Fraunhofer ISI, Karlsruhe, bereits vor einigen Monaten in seiner im BMU vorgestellten Erhebung nach Befragung von Test-Teilnehmerinnen in Modellversuchen Elektromobilität.

Die Stadtwerke sind für diese Mittler- und Dienste-Rolle aufgrund ihrer kommunalen Einbindung, ihres gesellschaftlichen Engagements und ihrer breiten Akzeptanz in Städten und Gemeinden prädestiniert. Sie haben sich dieser Rolle bereits in Teilen gestellt wie z.B. bei der Kooperation der Stadtwerke Aachen, Duisburg und Osnabrück in der "smartlab Innovationsgesellschaft" und dem Ladenetzverbund www.ladenetz.de mit ihrem Elektromobilitäts-Dienstleistungs-„Baukasten“, der Dienste für Pedelecs bis Elektrofahrzeuge  sowie geeigneter Ladeinfrastrukturen umfasst. Wenn sich die E-Mobilitäts-Projekte, die für 2012 bis 2015 bei den Bundesministerien beantragt wurden, entsprechend der jeweiligen Vorhabensbeschreibungen entwickeln, und die vier „Schaufenster Elektromobilität“ die von Politik, Industrie und Forschung beschriebene Wirkung entfalten, dann dürfte sich auch das Marktumfeld in diesem Bereich verbessern. Davon werden bekannte und neue Akteure der Elektromobilität, insbesondere die Stadtwerke und Mobilitätsdienstleister in den Städten und Gemeinden profitieren können.

Die Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) hat festgelegt, das die „II. Phase der Elektromobilität“, der sog. “Markthochlauf“ in Deutschland ab 2015 beginnt. Der BSM fordert daher die bereits beteiligten und neu interessierten Unternehmen auf, Forschungsergebnisse und -erkenntnisse für ihre Marktvorbereitungen zu nutzen. Die zahlreichen, fundierten Studien aus den von Bund, Ländern und EU geförderten Modellprojekten bieten hierfür ausreichend Material. Es mangelt in vielen Bereichen kaum an Wissen und Erkenntnissen, sondern eher am konsequenten Umgang mit dem vorhandenen know how und dessen Fokussierung auf die konkreten eigenen Geschäftsfeldplanungen.

Allerdings sind konkrete und hoffentlich nachhaltige Geschäftsszenarien „mit und rund um die Elektrofahrzeuge“ noch in den nächsten Jahren zu entwickeln. Daher ist die Förderung der Elektromobilität durch Steuergelder nach wie vor geboten. Nach Auffassung des BSM gilt das besondersfür Förderprojekte, die auf die Schnittstelle „Bürger und E-Mobilität“ abzielen und gesellschaftliche Akzeptanz für die Versuche einwerben wollen. Hier gestalten sich Förderrichtlinien gelegentlich eher hinderlich und die Erzielung nachhaltiger Belege zur Nutzerakzeptanz in Modellversuchen scheitert u.a. auch an unterstellter „Marktnähe“, die jedoch nicht zutreffend ist.

Bei neuen Elektromobilitäts-Modellvorhaben müssen insbesondere die Themen

  • Einbindung der Elektromobilität in die Energie-Netze
  • regenerative Energie-Nutzung für E-Fahrzeuge
  • Verknüpfung E-Mobility mit den öffentlichen Verkehrsangeboten
  • Schaffung einer interoperablen, bezahlbaren Ladeinfrastruktur und zugleich Verfügbarkeit von Parkraum für E-PKW-Verleihmöglichkeiten

weiterhin staatlich unterstützt werden und damit die Elektromobilitäts-Akteure nachhaltig gefördert werden.

Wenn ausweislich der Steria-Mummert/FAZ-Studie fünf von sechs Energieversorgungsunternehmen planen, jeweils das Geschäftsfeld E-Mobilität aufzubauen, dann sicherlich auch deswegen, weil sie die staatlichen Rahmenbedingungen zur Förderung der Elektromobilität für belastbar halten und insgesamt zur Auffassung gelangen, dass die Entwicklung hin zur Elektromobilität in Deutschland unumkehrbar sein wird, gleich den Einschätzungen in anderen führenden Automobil-Nationen und -Märkten, schlussfolgert der BSM.