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Nicht nur rollende Heizungen

Die IAA 2013 hat viel Aufmerksamkeit für elektrische Fahrzeuge erzeugt. Neben dieser erfreulichen Tatsache wurden Entwicklungen präsentiert, die weit in die Zukunft individueller Mobilität weisen, wie BSM-Vorstand Andreas-Michael Reinhardt beobachtet hat.

Andreas-Michael Reinhardt (Text und Fotos)

Der Kongress
Der VDA (Verband Deutscher Automobilhersteller) lud zum IAA-Kongress neben EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger die Leitungsebenen von Daimler, Ford, AUDI, OPEL, Volkswagen, deren Zulieferern Bosch, Continental, System-Anbieter wie E.on und Batterietechnologie-Forscher wie Prof. Dr. Werner Tillmetz (ZSW Ulm) nach Frankfurt ein. Die klare Botschaft war: “Deutschland liefert Elektrofahrzeuge, forscht erfolgreich in der Schlüsseltechnologie Batterie, denkt und handelt systemisch unter Einbeziehung der Energienetze, beobachtet und kooperiert mit den ausländischen Wettbewerbern - und überhaupt, die NPE-Agenda ist 'im Plan‘, und es geht ohne Abweichungen Richtung 2020.

Grafik: © VDA.

Anders als vor zwei Jahren, als es noch einer Sonderhalle bedurfte, war die Elektromobilität dieses Mal „inside“ eines jeden Messestands sowohl der Automobilhersteller als auch vieler Zulieferer. „Inside“ betonte Daimler-Forschungsvorstand Weber im electrive.net-Interview auch, als er die neue Mercedes B-Klasse vorstellte und auf den Tesla-Anteil (Batterie) am Elektrofahrzeug und die Bedeutung des kalifornischen Unternehmens als Innovationstreiber für Mercedes verwies: “B-Klasse: Tesla inside!“ SIC! Und das 'Tesla-Lob' aus dem Munde eines Daimler-Vorstands.

Auf dem IAA-Kongress Elektromobilität schloss sich Ralf Schmid (Hybrid Electric Vehicle/Continental AG) der Sichtweise der Gartner Group an, einem US-Consulting-Unternehmen. In seinem Vortrag über die Perspektiven eines Systemlieferanten in der E-Mobility führte er aus, die Elektromobilität habe den „Gipfel inflationärer Erwartungen“ verlassen und jetzt eine Position im Bereich „Phase der Desillusionierung“ im „Gartner Hype Cycles“ erreich. Dieser Cycle stellt Reife und Verbreitung von Technologien und Anwendungen auf einem Chart grafisch dar und untersucht, inwiefern welche Technologie und Anwendungen möglicherweise relevant sind für zukünftige bzw. vorhandene Geschäftsanforderungen und angesichts künftiger Erwartungen. Schliesslich soll die Elektrifizierung bei der E-Mobility maßgeschneidert erfolgen.

Ralf Schmid (Continental AG)

IAA 2013 - Testparcours
Neu war in Frankfurt, dass viele IAA-Besucher die neuen Elektrofahrzeuge testen und damit selbst erleben konnten, was elektrisch Fahren ausmacht. Der BMW ‚i3‘ war der Publikumsrenner auf dem Test-Drive. Überhaupt machte der BMW-Messestand mit u.a. Weltpremiere des 'i8' sichtbar, was der Münchner Konzern unter „360 Grad Electric“ versteht.

"There is no business without show business…" sagte man sich vermutlich bei der BMW AG. War die Vorstellung des 'i3' zeitgleich in New York, London und Peking, nicht jedoch in einer deutschen Metropole, auf Kritik gestoßen, präsentierte BMW in der Halle 11 ein überwältigendes Marketing-und PR-Feuerwerk.

Das Skelett des BMW i3 (Foto rechts) verdeutlicht die Kompaktheit des elektrischen Antriebs samt Batterie, den Anteil von Leichtbaumaterial (Kohlenfaser-Verbundstoffe) und den - doch noch grossen - Anteil an Stahl und Alu-Komponenten des modernsten E-Fahrzeugs zur Zeit in der Welt.

Fotos A.-M. Reinhardt

Anderes Konzept
Volkswagens Baukasten-Prinzip, das auch E-Fahrzeuge wie 'Golf' und 'Up' vom gleichen Fertigungsband wie Benziner und Diesel rollen lässt, ist das andere Credo in Sachen E-Mobilität. Man wird sehen, ob beide Strategien vom Kunden bzw. Käufer gut verstanden werden – und sich rechnen!

Dank 'Smart' und jetzt 'E-Smart ED' in der III. Generation wähnt sich Daimler an der E-Fahrzeug-Spitze deutscher PKW-Hersteller. Nicht zuletzt der Erfolg von 'Car2Go' CarSharing und der vermehrte Einsatz von E-Smarts in Mietflotten von Berlin bis Stuttgart gibt momentan den Mercedes-Manager Recht.

Fahren ohne Hingucken
Die IAA 2013 hob daneben auch ein anderes Thema ins breitere öffentliche Bewusstsein: „Autonomes Fahren“ bzw. „automated drive“, wie es zum Beispiel Nokia mit seiner Division „HERE“ nennt. Nokia und auch das hannoversche Unternehmen Continental gaben erste Kooperationen mit Automobilherstellern bekannt.

Grafik: Nokia

Trotz Verkauf des Mobilfunk-Geschäfts an Microsoft ist und bleibt Nokia mit der Sparte ‚HERE‘ ein Powerhouse, wenn es um mobile Navigation (Navteq-Akquise 2012) und Mobilität in der Zukunft geht. Die zur IAA angekündigte Kooperation der Continental AG mit OEMs spricht für eine Zukunftsstrategie, welche mit Googles Plänen und Ambitionen im Wettbewerb stehen dürfte.

Nicht nur Google und Co. arbeiten seit Jahren an neuen Mobilitätskonzepten, welche die heute bereits bekannten Fahrzeug-Assistenzsysteme zu Lösungen teil-, halb- und voll-automatischen Fahrens bis 2018 und später auf unsere Strassen bringen werden.

In Verbindung mit CO2-freier, emissions- und geräuscharmer Mobilität in urbanen Räumen eine attraktive Perspektive, wenn es denn gelingt, zum Einen Politik und ADAC zu überzeugen. Außerdem sollte die anstehende Sanierung der Verkehrsinfrastruktur genutzt werden, die Fern- und Bundestrassen in den Metropolregionen Deutschlands aus- und vorzurüsten für intelligente Infrastrukturen. So kann der Verkehrsalltag mittels ‘automated drive‘ an Sicherheit gewinnen. Gleichwohl kann der PKW-Fahrer denken und lenken, und bleibt auch haftbar für verursachte Unfälle.

„Der Fahrer entscheidet – das Auto übernimmt“
Unter diesem Titel präsentiert die Continental AG seine Vision „Auf dem Weg zum automatisierten Fahren“. Conti spricht von einer ‚folgerichtigen Evolution‘, denn wenn man "Fahrerassistenzsysteme stärker vernetzt mit Echtzeitdaten, mit anderen Verkehrsteilnehmern, Fahrerinformations- und Antriebssystemen, so gelangt man in letzter Konsequenz über den hochautomatisierten Modus zum vollautomatisiertem Fahren", so schreibt der bekannte Automobilzulieferer in seinem Medienstatement. Bereits 2016 will der weltweit agierende Systemlieferant für seine Kunden teilautomatisierte Anwendungen entwickeln und in Serie bringen. Schon für das Jahr 2020 kündigt Contis CEO Elmar Degenhart „hochautomatisiertes Fahren“ als für umsetzbar an!

Grafik: © Continental AG.

Erste Anwendungen
Für 2025 stellen sich die Conti-Forscher und Entwickler auch bei höheren Geschwindigkeiten und in komplexeren Fahrszenarien beim „vollautomatisiertem Fahren vor. Mal sehen ob Politik und Gesellschaft und vor allen Dingen die Fahrer und Fahrerinnen sich mit dieser kühnen Vision anfreunden.

Zum Thema „Vernetztes Fahrzeug“ bzw. ‚Connected Car“ und der Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien veranstaltete die IAA 2013 eigens einen weiteren Fachkongress „Mobility 2.0“ und stellte den „Connected Car Guide“ seitens VDA und Branchenverbänden zusammen.