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Genfer Autosalon bestätigt Aufwärtstrend für E-Mobilität

Das elektrische Auto ist bei vielen Ausstellern auf dem Genfer Autosalon 2012 bereits Teil der Produktpalette geworden. Die Euphorie der vergangenen Jahre wandelt sich nachhaltiger Motivation. Attraktive Hybride und Elektrofahrzeuge, eine CO2-Etikette für Pkw und der Ausbau der Ladeinfrastruktur sind weiterhin zentrale Themen des Autosalons.


Von Andreas-Michael Reinhardt

Wenn man über den Genfer Autosalon 2012 schlendert und sich umsieht, sind die Aussagen einiger Medien sind nicht nachvollziehbar, dass sich „der Elektromobilitäts-Hype abschwächt“ bzw. „die Aufregung um das E-Auto abflaut“. Als Beleg dafür dient dann die Aussage eines einzelnen deutschen Vorstandsvorsitzenden eines deutschen Automobilkonzerns, der bezweifelt, dass dem Kunden 150 Kilometer Reichweite genügten. E-Mobile kämen mit einer Batterieladung nicht weit und seien nach wie vor teuer.

Fast zeitgleich mit diesem Interview traf am 9. März eine Gruppe von Elektrofahrzeug-Fahrern aus Deutschland von einer Sternfahrt in Genf ein, darunter die BSM-Mitglieder Udo Werges (Vorstand) und Eberhard Mayer. Cleveres Lademanagement mit Zwischenstopps hatte die Anreise möglich gemacht.

 

BSM-Vorstand Andreas Reinhardt (li.) und
Oliver Findeis, Key Account Manager
von EDAG GmbH & Co KG,
mit der sechssitzigen Studie
"Light Car Sharing"

Studie gibt verkehrspolitischen Impuls
Große Aufmerksamkeit findet in Genf eine Fahrzeugstudie für Anhänger des öffentlichen Personenverkehrs. Das sechssitzige „Light Car Sharing“ des Fuldaer Unternehmens EDAG wurde in Kooperation mit dem ThIMO, dem Thüringer Institut für Mobilität in Ilmenau entwickelt und hat bei ecartec 2011 einen Sonderpreis als nachhaltiges Verkehrskonzept erhalten. Das Light Car Sharing ist für ständig wechselnde Benutzer konzipiert, also sehr pflegeleicht und robust.

Damit rückt ein wichtiges Thema in den Blickpunkt, die zukünftige und notwendige Verkehrspolitik. Angesichts einer auf elektrische Mobilität setzenden Energiewende müsste Europa seine Politik konsequenterweise neu ausrichten und Vorgaben machen. Das Light Car Sharing demonstriert die Verknüpfbarkeit mit zukunftsweisenden, intermodalen Verkehrsangeboten öffentlicher Verkehrsträger. EDAG und ThIMO zeigen damit auch der Politik eine neue Perspektive zur Formulierung einer nachhaltigeren Verkehrspolitik auf.

Eingedenk dieser Fragestellung hat auch die mitteldeutsche Bewerbung zum „Schaufenster Elektromobilität“ dem „Light-E-CarSharing“-Konzept prominenten Raum eingeräumt. Die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen verwenden in ihrem Konzept das Fahrzeug als Teil einer „grünen Mobilitätskette“. Das Schaufenster sieht den Einsatz einer kleinen Prototypen- Flotte in der urbanen Impulsregion Erfurt-Weimar-Jena und in den Städten Magdeburg, Halle und Gera in 2014 oder 2015 vor. Auch will sich die Deutsche Bahn an dem Modellversuch beteiligen, laut der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA), der Koordinatorin der Schaufenster-Bewerbung.

Auto des Jahres fährt mit Strom
Mit dem Plug-in-Hybrid Opel Ampera wurde in Genf wie schon 2011 erneut ein Elektrofahrzeug zum „Auto des Jahres“ gewählt. Der weltweit älteste und renommierteste Autopreis wurde erstmals durch eine Jury-Entscheidung verkündet. Bei starker Konkurrenz von sechs weiteren Finalisten - Citroën DS 5, Fiat Panda, Ford Focus, Range Rover Evoque, Toyota Yaris und Volkswagen Up! - setzte sich der Opel Ampera (baugleich mit dem Chevrolet Volt) durch, nach dem im letzten Jahr mit dem Nissan Leaf ebenfalls ein E-Fahrzeug siegte. Der Jury gehören derzeit 59 Journalisten aus 23 europäischen Ländern an. Mehr dazu unter www.caroftheyear.org.

 

Die „miaRox“ folgt der Philosophie, dass "Elektromobilität für alle da“ sei. Hersteller Mia electric gestaltet Konzepte zur Individualisierung so einfach wie möglich. Die mia-Grundkarosserien werden z.B. mit verschiedenen Verkleidungen des Aufbaus kombiniert.

Elektrische Vielfalt
Eine breite Palette neuer Elektro- und Hybridfahrzeuge vom E-Skooter bis zur E-Luxuslimousine wurde in Genf präsentiert, darunter der viersitzige Tesla S, die Renault-Modelle„TWIZY“, „ZOE“ und „Fluence“ und die Opel-Studie „Rak E“. In Kürze werden die bereits 2011 präsentierten BWM i3 sowie etliche Kabinenroller auch im Handel und dann auf den Straßen zu sehen sein.

Mit dem "Lampo 3" des Schweizer Elektromobilität-Pioniers Marco Piffaretti gab es einen elektrischen Sportwagen zu sehen, der auch auf konventionelle Automobilisten einen starken Eindruck macht.

Erwähnenswert ist auch das Unternehmen RINSPEED mit seinem Messe-Exponat „Spaß-Smart mit Anhänger“ einschließlich“ rollender Diskothek“.

Der variable „Moduleo“ vom französischen Hersteller AAA kann in der Länge von 2,40 m bis 3,20 m angepasst werden. Die Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h lässt sich im „City Modus“ auf 60 km/h begrenzen, womit sich die Reichweite im Stadtverkehr erhöht.

Das Thema „Interoperable EV Ladeinfrastruktur“ kommt einer globalen Lösung allmählich näher. Umfassend und informativ ist in Genf der Messestand des Schweizerischen Verbands für Elektrische und Effiziente Fahrzeuge „e‘mobile“.

Besonders lesenswert ist die in Genf vorgestellte neue Broschüre für Laien und Fachkundige, der Leitfaden „Elektromobilität und Ladeinfrastruktur“ mit dem Titel „Anschluss finden“ der Schweizer Verbände e’mobile, VSE und electrosuisse, an dem auch BSM-Kooperationspartner Park & Charge e.V. mitwirkte.

Neue Schweizer CO2-Etikette
Die Schweiz änderte 2012 ihre Energie-Etikette und bezieht jetzt auch Neufahrzeuge ein. Die entsprechende EU-Richtlinie wird damit auch in der Schweiz umgesetzt. In der neuen Berechnungsformel wird der absolute Treibstoffverbrauch mit 70 % stärker gewichtet als bei der alten Etikette (60 %). Außerdem ist die neue Etikette auch für Personenwagen mit alternativem Antriebskonzept anwendbar. Dazu gehören Elektroautos und Plug-Ins.

Auch enthält die Etikette jetzt Zusatzinformationen wie die Emissionsvorschrift (EURO4, EURO5 etc.), die das Fahrzeug erfüllt, oder die Typengenehmigungsnummer des Automodells. Auf dem Genfer Autosalon ist die neue Energieetikette schon deutlich sichtbar bei den ausgestellten Neufahrzeugen angebracht. Sie zeigt den Interessenten, wer „A“ anbietet oder gar „nur E“ erreicht. Die Einstufung zeigt auch an, wer als Käufer eine jährliche CO2-Strafgebühr zu zahlen hätte.

 

 

 

Der smart fourtwo electric drive
erreicht schon jetzt die
„A“- Kennzeichnung
der neuen CO2-Etikette

Batterien mit Kante und Reifen ohne Luft
Der internationale Marktführer bei der Batterieherstellung, Johnson Controls, wartete mit einer besonderen Weltpremiere auf, einer neuen Lithium-Ionen-Batterie mit eckigen statt runden Zellen.  Die neuartigen Zellen sind in Submodule eingebettet, die neben den Speicherzellen ein elektrisches Kollektorsystem, Überwachungselektronik, ein Kühlsystem und mechanische Befestigungsmöglichkeiten enthalten. Die Serienreife stellt Johnson für 2014 in Aussicht.

Auf mittlere Sicht könnte es auch neue Reifen mit einem anderen Hohlraum geben: Apollo, ein Zulieferer der Automobilindustrie, zeigt in Genf eine Neuentwicklung aus dem Labor, die nicht mehr mit Luft vollgepumpt werden müssen. Stattdessen füllt eine neuartige Werkstoffmischung den Innenreifen. Hierfür veranschlagt das Unternehmen , was allerdings noch rd. 10 Jahren Entwicklungsarbeit benötigt bis zur Markteinführung, sagt das Unternehmen.

Elektromobilität verstetigt sich
Die Elektromobilität entwickelt sich mittlerweile so, wie sich innovative Produkte in ihrem jeweiligen Markt bei zunehmender Nutzerakzeptanz und zukunftsweisenden politischen Rahmenbedingungen in der Regel zu entfalten pflegen. Von einem „Hype“ wie bei anderen Produkt-Innovationen kann nicht mehr die Rede sein.

Die Energiewende Berlins, das Vordringen der erneuerbaren Energien und deren Verknüpfung mit der regenerativen Beladung von EV-Batterien sichern den Erfolg der Elektromobilität ebenso ab wie das wachsende Angebot unterschiedlicher Elektrofahrzeug-Konzepte und passender Ladeinfrastrukturlösungen samt Informations- und Kommunikations-Schnittstellen.

Nun folgt auch die Unterstützung von Automobil- und vor allen Dingen Energieunternehmen sowie ein breiterer politischer Konsens auch in Ländern, Regionen und bei Kommunen. Die Umsetzung der Brüsseler CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen ab Mitte 2012 wird ein weiterer Schritt sein in dieser Richtung sein. Das unterscheidet die jetzige Entwicklung der elektrischen Mobilität von den 1990er Jahren.

Viele Fragen bleiben
Der Genfer Autosalon stößt allmählich an seine Grenzen, wenn es um die angemessene und prägnante Kommunikation des Nutzens innovativer Produkte geht. Mündliche Erläuterung der Exponate und Visualisierung von neuen Komponenten in Fahrzeugen sind zwar zeilgruppengerecht entwickelt worden. Aber es zeigt sich, dass noch immer zu viel an technologischem Verständnis bei einem Großteil des Publikums vorausgesetzt wird.

Bei Themen wie einem Natur und Ressourcen schonenden Wertstoffeinsatz oder ökologischen Kreislaufwirtschaftsmodellen ist noch Spielraum, den Besuchern in Genf die Zusammenhänge bei der Nutzung eines Fahrzeugs, seiner Herstellung bis zu seinem Recycling näher zu bringen im. Dies ist eine Herausforderung nicht nur für den Genfer Autosalon 2013, sondern auch für andere Veranstaltungen.