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Haben Bio-Kraftstoffe eine Zukunft?

Auf dem 6. 'Ruhr-Symposium zur Zukunft der Mobilität' wurde vor allem darüber diskutiert, ob Biokraftstoffe als klimafreundliche Energiequelle. BSM-Vorstand Andreas-Michael Reinhardt berichtet von den Ergebnissen dieser Veranstaltung in Recklinghausen.

‘Multi Vehicles‘ zur Klimamobilität?
Gibt es doch einwandfreie (Bio-)Kraftstoffe für CO2-arme und konflikt-entladene Mobilität? Bekommt der elektrische Antrieb klimamobile Schwestern? Wie schaffe ich Motivation und Akzeptanz für Elektro- über Biogas-, Bioethanol- bis zu Brennstoff-Fahrzeugen, und welche Mobilitätskonzepte finden Bürger- und Kunden-Segen? Auch innovative Kraftstoffe haben (wieder?) eine Chance, meinte man an der Ruhr.

Beim 6. 'Ruhrsymposium zur Zukunft der Mobilität' ging es neben der Elektromobilität um effiziente Antriebe, neue Kraftstoffe, Infrastruktur und neue Mobilitätskonzepte. Trotz sommerlicher Hitze folgten die Teilnehmer der langen Tagesordnung mit kühlem Kopf. In die Recklinghausener Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westphalen (NRW) hatte die EnergieAgentur.NRW am 9.Juli 2013 eingeladen zur Jahrestagung des „Netzwerkes Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft“. Rund 100 zahlende Teilnehmer waren der Einladung der Programm-Macher um Dr. Stefan Köster und Christopher Olvis gefolgt.

Viele Wege zur CO2-Reduzierung
"Ohne Mobilitätswende keine erfolgreiche Energiewende" sagen alle - von Rhein/Ruhr bis Spree/Oder, von Politik, Wissenschaft und Verbänden unisono. Der Klimabeitrag der Kraftfahrt- und Nutzfahrzeuge wird bedeutsam sein müssen, um den Klimawandel zu hemmen und die Ziele der Energiewende zu erreichen. Statt um „Super Credits“ ging es an der Ruhr um „Best Cases“, nämlich Praxisbeispiele und erprobte Technologien, wie man den ökologischen Fußabdruck drastisch mindern kann. Beim Antrieb von Fahrzeugen könnte das mittels Bio-Methan, „grünem Erdgas“ oder Bioethanol, Wasserstoff aus EEG-Strom erfolgen neben den Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Transformation von Energien von Windstrom zu Biomethan für Fahr- und Wärmezwecke waren ebenso ein Thema wie die Vorstellung von ganzheitlicher neuer Mobilitätskraftstoffen, welche den Tank nicht konkurrieren lassen mit dem (Nahrungs-)Teller.

Das Ruhrsymposium stand für Fokussierung und dennoch Vielfalt, um den Anspruch einzulösen, Beispiele klimaschonender und zugleich ressourcenschonender Mobilität zu präsentieren. Je deutlicher Antriebe, neue Kraftstoffe und technischen Infrastrukturen durch die Vortragenden an Kontur und Gewicht beim interessierten Publikum zunahmen, desto mehr verstärkte sich der Eindruck, dass die allmählich sichtbar werdenden „neuen Mobilitätskonzepte“ noch zurückbleiben bezüglich des Anspruchs, verallgemeinerbar zu sein und Wirtschaftlichkeit für Anbieter und Nachfrager zugleich zu beweisen. Wie motiviere ich nachhaltig, damit die Kunden Mobilitätsangebote nutzen statt überwiegend Pkws zu nutzen und zu kaufen?

Die Netzwerkveranstaltung eröffnete Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW. als Gastgeber. Er betonte, dass „Klimaschutz, Mobilität und soziale Verantwortung keine Gegensätze mehr sind“ und das „.Energie und Nachhaltigkeit zentrale Wirtschaftsfaktoren in NRW “ heute bereits sind. Er verwies auf den Anspruch, Nordrhein-Westfalen als Vorreiter der Energiewende in Deutschland zu etablieren. Die Akteure des Netzwerks umfassen mehr als 3.000 Institutionen und Personen aus ganz Deutschland, nicht nur aus NRW. 100 kamen an die Ruhr, oftmals elektrisch mobil.

Aus Sicht der NRW-Landesregierung brachte es deren Staatssekretär im NRW-Klimaschutzministerium, Peter Knitsch, auf den Punkt: „Die Energiewende ist nur mit einem deutlichen Wachstum der nachhaltigen und klimaneutralen Mobilität umzusetzen. Diese Veranstaltung macht Mut – denn sie zeigt, dass die technischen Lösungen bereits vorhanden sind.“

Dr.-Ing Frank Köster (links, EnergieAgentur.NRW) hat noch eine Frage an Daniel Baumkötter (rechts, FH Münster)
zum Thema 'CO2-neutrales Bioethanol - 'BSM-Mitglied Joan Hendrik Rüschkamp (Mitte rechts) hört zu (Foto art)

Für eine raschere Ablösung der fossilen Brennstoffe sprach sich Dr. Heinrich Bottermann, Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, der Hausherr des 6. Ruhrsymposiums aus: „Klimaschutz ist der wichtigste Grund für eine neue Form von Mobilität – einer Mobilität, die sich frei macht von den alten fossilen Energieträgern.“ Bottermann verwies auf die aktuellen Gesundheitsgefahren aufgrund regelmäßiger Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid auf vielbefahrenen Verkehrsachsen in den NRW-Ballungsräumen hin. Sein Fazit ist, dass bei der absehbaren Entwicklung der Schadstoffbelastung die meisten europäischen Ballungsräume, auch in NRW, sich auf EU-Vertragsverletzungsverfahren einstellen müssen. Die Krankmacher Feinstaub und Stickstoffdioxid können nach Meinung von Präsident Bottermann nur durch neue Mobilitätskonzepte inkl. alternativer Antriebstechniken eliminiert werden.

So passte es auch, dass mit dem Renault ZOE ein weiterer Elektrofahrzeug-Neuling ausführlich in Recklinghausen vorgestellt wurde Der jüngste E-Franzose gilt als erschwingliches, rein für den Elektroantrieb konzipiertes Familienfahrzeug. Es bringt eine Wärmepumpe für die Klimatisierung mit, hat eine effizienten Rekuperation und den smarten Chamäleon Charger an Bord, um überall laden zu können. Großserienfahrzeuge erfolgreich zu entwickeln, bauen und verkaufen, heisst die Devise bei Renault, denn neue Elektrofahrzeuge, Optimierung der Infrastruktur und des Services sind für die Vertreterin der Brühler Renault Deutschland AG, Béatrice Degand-Wego, die Eckpfeiler neuer Geschäftsmodelle in der elektromobilen Zukunft. Wo andere erst mit Markteinführung von Elektrofahrzeugen beginnen, kann Renault bereits verkünden: „Mit der kompakten Elektrolimousine Renault ZOE vervollständigen wir unsere Elektrofahrzeugpalette“. Es kommen bekanntlich ab 2013 bis 2020 16 Elektrofahrzeuge deutscher Hersteller laut Nationale Plattform Elektromobilität(NPE) und VDA- Verband noch auf den Markt.

Das Elektrofahrzeuge vor allen Dingen eine andere Verkehrs- und Ladeinfrastruktur (Parkraum, Energieabgabestellen, Verteilnetz-Zugang) benötigen, verdeutlichen die Modellprojekte, welche die Deutsche Post DHL seit Jahren und mit Erfolg durchführt. Dessen Vertreter in Recklinghausen, Michael Lohmeier, betonte die Bedeutung der Forschung im Bereich der Elektromobilität: „Elektrofahrzeuge sind für uns ein elementarer Baustein für die zukünftige Mobilität und klimaneutrale Zustellung in Innenstädten. Das Elektrofahrzeug und vor allem auch die dazugehörige Infrastruktur werden daher bereits heute in unserem Betrieb vielseitig getestet.“

Mehrere Referenten waren sichtlich und mit Erfolg bemüht, sowohl die technische Machbarkeit als auch wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit und den Klimabeitrag herauszustellen von Neuentwicklungen von Bio-Methan bis synthetisches Erdgas aus Biomasse. (Substitute Natural Gas, SNG) bis Bioethanol unter Verwertung von Reststoffen, z.B. einer Brennerei. „Keine klimafreundliche Technik ohne einen klimafreundlichen Kraftstoff“- so die Quintessenz von Dr. Gunnar Kappler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „SNG bzw. Bio-Erdgas aus Biomasse eröffnet einen vielversprechenden Weg, neben dem Strom- und Wärmemarkt, auch im Mobilitätssektor einen Beitrag zur Energiewende leisten zu können. Erdgas als Kraftstoff hat hierbei eine wegbereitende Funktion.“

Das 6.Ruhrsymposium der EnergieAgentur.NRW hinterließ den Eindruck, das ob der Machbarkeit und der gezeigten Praxisbeispiele neben dem Elektroantrieb und der Fahrzeugbatterie post-fossile Kraftstoffe im Transport- und Mobilitätssektor mitmischen werden. Nicht nur der Grünstrom als Fahrstrom von Elektrofahrzeugen.

Heimvorteil haben bekanntlich ISOR e.V. und Autohaus Rüschkamp an der Ruhr. Mehr als 25 Jahre gelebte Erfahrung mit Elektrofahrzeugen und „Alltags-Er-Fahrung“ mit zahlreichen Modellen aus der 1. und 2. Generation (nach 1985 und nach 2010) von Elektrofahrzeugen versammelten sich auf dem Parkplatz der Umwelt-Akademie. Bemerkenswert ist neben der steigenden Fahrzeug-Vielfalt auch die Preiselastizität bei den EV-Angeboten der Hersteller. Den Opel Ampera „least“ man inzwischen für unter 400,00 € monatlich beim Autohaus Franz Rüschkamp, Elektrofahrzeug-Händler seit der ersten Generation.

Praktisch nachvollziehbar und interaktiv wurden die Vorträge der Redner durch die Probefahrten mit klimafreundlichen Fahrzeugen wie dem Renault Zoe, Twizy und Fluence, Opel Ampera, Peugeot i-ON dem E-Smart sowie dem Nissan Leaf. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer und interessierte Bürger im Rahmen der Begleitausstellung Neuentwicklungen, darunter die Pedelec-Ladestation betrachten und sich in Fachgesprächen mit anwesenden Experten zum Thema umweltfreundliche Mobilität informieren.

Wer ist und was macht das Netzwerk?
Das 'Netzwerk Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft' wurde 2005 als Informations- und Kommunikationsplattform für Akteure aus Forschung, Produktion und Dienstleistung im Bereich klimafreundlicher Mobilität gegründet. Die Themenschwerpunkte sind „Effiziente Antriebe“, „Neue Kraftstoffe“, „batteriebetriebene Elektromobilität" und „Neue Mobilitätskonzepte“. Seit 2005 war das Netzwerk an über 140 Veranstaltungen aktiv beteiligt und hat seine Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette der nachhaltigen Mobilität vernetzt“, sagte Christopher Olvis, fach- und organisationsverantwortlich in Recklinghausen.

„metropol-E“ - eine kommunale Flotte diversifiziert sich
Michaela Bonan, Projektleitung „Metropol-E“ und „Masterplan Energiewende“, zudem noch Ombudsfrau für Bürgerinitiativen, Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters der Stadt Dortmund, hielt einen aufschlussreichen Vortrag im Thementeil „Batteriebetriebene Elektromobilität“ über ein ‚Modellregion Rhein-Ruhrprojekt der Phase II‘. mit dem Namen „metropol-E“, gefördert vom BMVBS, betreut als Modellregion von NOW-GmbH. Erkenntnisreich und eloquent vorgetragen zugleich beantworte Michael Bonan die Frage, wie ich Stadt, Rat und Verwaltung umfänglich einbinden kann in zielführende Entscheidungen zugunsten der Entwicklung der Elektromobilität in der Stadt, der Akzeptanz von E-Fahrzeugen in öffentlichen Fuhrparks und die Unterstützung aus Rat der Stadt und der Bürgerschaft generell. Anhand ihrer Folien erläuterte die erste kommunale Ombudsfrau Deutschlands ihren Ansatz, wie man die die kommunale Bearbeitungs- und Entscheidungsprozesse so plant, betreut und vollzieht, daß aus zu beteiligenden Personen, Ämtern, Parteien und Organisationen Beteiligte und Befürworter der E-Mobility werden.

Beeindruckend allein schon sind Umfang und Details der Abstimmungsbedarfe und Entscheidungsprozesse in der Stadtverwaltung Dortmunds im Zusammenhang mit den „metropol-E“-Projektmaßnahmen und – Zielen. Folie zeigt den Beteiligungsprozess zur Infrastruktur, welcher zum 28.02.2012 eingeleitet wurde und am 20.03.2013 zum erfolgreichen Beschluss gebracht wurde. Mehr als ein Jahr dauert es nun einmal, wenn es nachhaltig sein soll. „metropol-E“ verfolgt einen „integrierten Ansatz zur Sicherstellung einer übertragbaren Lösung, welche einen CO2-neutralen Betrieb von Flottenfahrzeugen ermöglicht unter Einsatz innovativer Ladeinfrastruktur. Zudem geht es um dezentrale Energieerzeugung und energiewirtschaftliche Integration. Es werden Smartphones im Fuhrpark durch die städtischen Mitarbeiterinnen eingesetzt und die Bewegungsdaten (anonymisiert) zum Management der Flotte herangezogen. Und - besonders - aus dem (Bundes-)Projektergebnis „Lokale Simone“ die Erkenntnisse erstmals lokal beispielhaft umgesetzt. Die „Projektpartner PTV AG und die TU Berlin werden ein gemeinsames „Siedlungsorientiertes Modell für den nachhaltigen, bedarfsgerechten Aufbau und die Förderung der E-Ladeinfrastruktur“ (Lokale SIMONE) umsetzen“, so heisst es in der Projektbeschreibung. Es sollen verkehrliche und demografische Daten und die Anforderungen unterschiedlicher Nutzergruppen berücksichtigt werden damit die Energieabgabestellen bedarfsgerechter errichtet werden. „metropol-E“ setzt das das SIMONE-Konzept erstmals praxisorientiert um. Man erhofft sich in Dortmund herauszufinden, wie man mittels SIMONE in den Kommunen Ladeinfrastruktur besser und wirtschaftlicher planen und errichten kann. Schließlich geht es auch um (Wirtschaftlichkeit) von Netzdienstleistungen und Kommunikationsnetze. Wie viel Flottenfahrzeuge benötige ich tatsächlich und wann und wo? Frau Bonan macht die kommunalen Abstimmungsbedarfe für ein Projekt generell und den Entscheidungsprozess in der Verwaltung und im Rat Dortmunds spezifisch transparent den Ruhrsymposium- Teilnehmern. Es hinterließen ihre Ausführungen den Eindruck, daß Dortmund deshalb breite Unterstützung mobilisieren konnte für „metropolregion-E“, weil man das kommunale know how und „Gewusst Wie?“ als „starkes Pfund in die Waagschale werfen“ konnte und auch in Zukunft davon profitiert. Was kann als Zwischen-Fazit von „metropol-E“ festgehalten werden? Michaela Bonan fasste das Fazit ihrer Ausführungen so zusammen: Über die praktische Erprobung Erkenntnisse zur Praxistauglichkeit eines Flottenkonzepts für E-Mobilität gewinnen

  • Substitution, Reduktion der konventionellen Flotte
  • Schaffung der wirtschaftlichen, technologischen, kommunalen Voraussetzungen zur Einführung der E-Mobilität
  • Umsetzung eines nachhaltigen, integrierten, CO2-optimierten kommunalen Mobilitätskonzepts
  • Breite Mitarbeiter-, Bürger- und Akteurs- Beteiligungen
  • Vorbehaltsabbau zu
    • Reichweite
    • Kosten
    • Verbrauch
    • Überlastung des Stromnetzes
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