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Wohin bewegt sich die E-Mobilität in der Welt

In einer Nachbetrachtung des EVS27 in Barcelona zieht Andreas-Michael Reinhardt eine gemischte Bilanz aus den Eindrücken des Weltkongresses der Elektromobilität, der auch von den Anregungen des BSM lebte.

 

Eine Standortbestimmung zur Elektromobilität legte der BSM ( Bundesverband Solare Mobilität ) zum Abschluss der EVS27-Weltkonferenz in Barcelona am 21. November 2013 vor. Der BSM ist Deutschlands Mitglied bei AVERE, dem in Brüssel ansässigen europäischen Elektromobilitätsverband, und war sowohl im Fachkongress vertreten als auch als Aussteller mit einem Gemeinschaftsstand. AVERE und der spanische Mitgliedsverband AVELE waren Ausrichter des 27. „Electric Vehicle Symposium“, das seit 1964 organisiert wird von der WEVA (World Electric Vehicle Association).

Nach Barcelona kamen über 1.100 E-Mobility- bis Brennstoffzelle -Experten und –Expertinnen aus 46 Ländern zu dem Kongress zusammen, und über 4.000 Fachbesucher zählten die Veranstalter insgesamt. Das EVS tagt immer für drei Tage im Wechsel zwischen drei Kontinenten im Turnus von 12 bis 18 Monaten. Der jeweilige Veranstaltungsort profiliert sich als „Welthauptstadt Elektromobilität“. Im Mai 2015 zum EVS28 wird dies Seoul in Korea sein.
Spanien war ein guter Gastgeber
Spanien als Gastgeber hat durch den Kongress gewonnen. Die vielen E-Mobility-Projekte auf der iberischen Halbinsel konnten sich u.a. präsentierten. Malaga wurde sogar überraschend mit dem seitens WEVA vergebenen „ E-Visionary Award“ ausgezeichnet. EVS27 brachte auch mehr Reputation für Spanien und Barcelona, denn wichtige Stakeholder und Vertreter von zahlreichen Exzellenz-Initiativen Elektromobilität weltweit tauschten sich in Barcelona vom 17.-20. Nov. 2013 intensiv fachlich aus. Das E-Mobility-Rahmenprogram am Sa./So. 16./17.Nov. war trotz Dauerregen gut besucht.
Malaga ist "nachhaltigste Stadt der Welt"
Die dicke Überraschung kam zum Schluss des EVS27. Die WEVA, die World Electric Vehicle Association, also das Bündnis von AVERE(Europa), EDTA (Nordamerika) und EVAAP (Asien) zeichnete die Städte Malaga (Spanien) Indianapolis (USA) und die Goto Inseln (Japan) als die „nachhaltigsten Städte der Welt in 2013“ aus. Die AVERE-Mitglieder krönten bei starker Konkurrenz von Oslo, Rotterdam und der englischen „Region Nord-Ost-England“ (Sunderland) die Stadt Malaga. Der „E-Visionary Award 2013“ wurde von der WEVA zum Abschluss des dreitätigen Fachkongresses vergeben. Das nationale AVERE-Mitglied AVELE hatte sich bei der Abstimmung enthalten, wie deren Präsident Angel F. Aghili, zugleich amtierender AVERE-und WEVA-Präsident betonte. Die Stimmen Italien und Deutschlands hätten den Ausschlag gegeben.
Positive Bilanz des BSM
Der BSM als Deutschlands Mitglied bei AVERE zog eine positive Bilanz. Der Verband und einige Mitglieder stellten ausgewählte E-Mobility-Lösungen vor und beteiligten sich auch am Fachkongress mit Beiträgen. BSM-Ehrenvorsitzender Roland Reichel wurde als Chair (Vorsitzender) zu zahlreichen Kongress-Fachpanels eingeladen, ebenso wie der stellv. BSM-Vorsitzende Andreas-Michael Reinhardt. Für das deutsche „Int. Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg“- Förderprojekt „Fahrschule Elektromobilität/Mobilitätsschule“ standen Ingo Kollosche von der TU Berlin, Institut für Verkehr und Planung, in einer Dialogue/Poster Session Rede und Antwort (Foto rechts), ebenso wie Matthias Breust und Andreas-Michael Reinhardt auf dem BSM-Gemeinschaftsstand am Hauptgang, wo allein schon das „Super Poster Mobilitätsschule“ viel Aufmerksamkeit erregte.

Mobilitätsschule
Neben der „Galerie der Elektrofahrzeuge“ führte der BSM mit seinem Projektpartner TU Berlin, Institut für Verkehr und Planung, ein Thema in die internationale Debatte ein, das niemand bisher auf dem Schirm hatte. Wie man von einer Fahrschule zu einer E-Fahrschule kommt, was man berücksichtigen muss, wenn der konventionelle Antrieb durch einen elektrischen ersetzt wird, ist zu wenig bekannt. Zahlreiche Modellvorhaben stehen für den Weg in Richtung nachhaltigere Mobilität.

Gegenüber NISSAN und seinem E-Taxi für New York lud der BSM zu einer anderen Art von „Mobility Drive“ ein. Multi-modal, inter-modal, vom Gehen, Laufen bis zur Nutzung des ÖPNV, bis Pedelec, bis E-Auto, ob geliehen, „ge-shart“ oder gekauft, bis hin zu Regional- und Fernbahn.

Wie motiviere ich Fahrschülerinnen und wie motiviere ich mich selbst, meine alltäglichen Mobilitätsbedarfe anders zu planen und umzusetzen als bisher? Was beeinflusst meine Motivation? Was sollte eine Mobilitätsschule lehren und ausbilden, wie sollte sie Sachverhalte erklären? Das große Interesse an der Einbeziehung in die Aktivitäten des Modellprojektes „G3-EFFF Fahrschule Elektromobilität/Mobilitätsschule“, gefördert vom BMVBS, wird dazu führen, daß sich die Projektpartner spätestens 2015 intensiv und international begegnen und austauschen werden, nachdem der Entwurf der Lehrmodule bis dorthin erprobt wurde. Mehr unter www.mobilitaetsschule.de

World-Wide Multi-Mobility-Card and ID
Gemeinsam mit seinen Mitgliedern Chargepartner GmbH, MoveAbout GmbH und OpenLimits GmbH hat der BSM unter Federführung seines Vorstands Andreas-Michael Reinhardt ein neues Angebot formuliert für die multi-mobilen Verkehrsteilnehmer weltweit entwickelt und dieses in Barcelona zur Diskussion gestellt. Das Konzept der 'World Mobility Card+‘ soll bis Mai 2015 zur EVS28 in Seoul, Korea diskutiert und dann als Standard verabschiedet werden. (mehr unter http://www.bsm-ev.de/wwmmc-id) Auf dem Foto links BSM-Vorstand Andreas-Michael Reinhardt und Steffen Sklebitz von OpenLimit.
Deutschlands OEM fahren hinterher
Die Elektromobilität - Elektrofahrzeuge, Ladeinfrastrukturen und Verleihdienste für E-Pkws bis Elektro-Räder - sind inzwischen Alltag in vielen Städten und Regionen, und zwar weltweit. Die Vielfalt an Fahrzeugen von Fahrzeugherstellern wie z.B. Nissan, Renault, Mitsubishi, Tesla, Smart (Mercedes) und jetzt auch BMW i und Volkswagen sowie vielen chinesischen Herstellern führte in den letzten zwei Jahren auch dazu, dass insbesondere Nissan und Renault viele Städte-Kooperationen weltweit suchten, eingingen und deshalb Erfolgsbeispiele „vom Band“ in Teilen sich in Barcelona in Kongress und Ausstellung vorstellten. Nissan baut in seiner Barcelona-Fabrik auch das New York E-Taxi „eNV-200“. Auch in Europa und in Deutschland wird man das neue E-Taxi bald finden. Bleibt festzuhalten, dass die Welt und auch unsere europäischen Nachbarländer weiter sind mit der Elektromobilität als es von den hiesigen ‚Meinungsmachern‘ kommuniziert wird.

 

Die deutschen Automobilhersteller nutzten sehr unterschiedlich die Chance, sich international vor einem ausgesprochenen Fachpublikum zu präsentieren. Daimler und GM/Opel fehlten ganz. BMW bot dagegen eine clevere Präsentation des i3 (Foto links) und Probefahrtmöglichkeiten. Volkswagen war breiter aufgestellt von Hybrid bis Elektrisch, von e-UP bis E-Golf bis X1 (Foto rechts).

Die vier „Schaufenster Elektromobilität“, organisiert und präsentiert mit und durch GTAI (Germany Trade and Invest, Berlin) gingen ob der herausragend gestalteten Länder-Pavillons (allein schon Norwegen, China, Korea, Quebec waren „Hingucker“) mit ihren knapp 40 qm schier unter und zeigten Deutschland „am Rande" des EVS27. Daran musste man sich erst mal gewöhnen. Der BSM machte Deutschland sicht- und wahrnehmbar an der Hauptachse und hinterließ einen guten Eindruck, wie Besucher unaufgefordert anmerkten.

Enttäuschung bei Standardisierung
In Barcelona wurde parallel zur EVS27-Konferenz seitens des Technical Committee 69 zum ISO/IEC15118 getagt in den Räumlichkeiten der ENEL. Dabei wurde über den IEC61851-1 gesprochen, der die Verbindung zwischen Fahrzeug und Infrastruktur-Maßnahme regelt. V on den rund 1.200 eingereichten Kommentaren (!) wurden etwa 300 behandelt. Wegen dieses Rückstands wurden für das Jahr 2014 drei zusätzliche Meetings angesetzt. Außerdem wurde festgehalten, dass ein „3. Committee Draft“ - und nicht wie ursprünglich angenommen ein "CDV" entstehen soll.

Das bedeutet einen Rückschlag, denn mit der Fertigstellung des ISO/IEC15118 kann nun frühestens Ende 2015 gerechnet werden. Da diese Norm nur nach Etablierung von Mode3 gemäß Annex A des IEC61851-1 etabliert werden kann, ist auch eine sichere Umsetzung von allen Inhalten, welche durch ISO/IEC15118 standardisiert sind, n i c h t vor dem Termin Ende 2015 möglich. Von ISO/IEC15118 ist erst der Teil 1 publiziert, der aber nur die Anwendungsfelder (Use Cases) enthält. Teile 2 bis 5, welche die technischen Festlegungen und Prüfungen enthalten, sind noch in unterschiedlichen Stadien der Bearbeitung und daher noch nicht anwendbar. Parallel werden die Teile 6 bis 8 für Wireless Communication vorangetrieben, welche die Teile 1 bis 5 vollkommen ersetzen können/werden, informierte der Schweizer Normungsfachmann und TC69-Beteiligte Eduard Stolz.

Was weiterhin definitiv fehlt, ist die Eingliederung in die Netze der EVUs, also die sog. „Upstream Communication“. Ein entsprechendes Projekt aus NL wird zwar immer wieder erwähnt und wurde auch am Plenary TC69 kurz angesprochen, es gibt aber noch kein NWIP und auch keine Vorstellung ob ein solches jemals eingereicht wird.


Der erfolgreichste E-Mobility-Wissenschafts- und Fachkongress
Die 27. Weltkonferenz seit 1964 des ‚Electric Vehicle Symposium (EVS27)’ in Barcelonas ‘Gran Via Exhibition Centre‘ am Europa-Platz bezeichnen die Veranstalter als die erfolgreichste EVS. Die Messe verzeichnete 232 internationale Aussteller, welche Fahrzeuge und Transportmittel mit elektrischem Antrieb und Mobilitätsdienstleistungen und Ladeinfrastrukturen bewarben. Die EVS vernetzt seit Beginn die E-Mobilitätsvorreiter aus der ganzen Welt, insbesondere auch Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Entwicklungslabore, Organisationen und Verbänden neben den branchenrelevanten Industrien und dem Mittelstand.

In Barcelona bündelten einige Länder ihre Aktivitäten in Pavillons (China, Kanada, Niederlande, Slowenien, Norwegen, Frankreich, Großbritannien, USA, Dänemark und Deutschland) und bewarben neueste Projekte, Forschungsergebnisse und Produkte. Die Liste der Referenten im Kongress war lang, Olivier Onidi von der Europäischen Kommission, Direktor für innovative und nachhaltige Mobilität, Ahmad Pesaran, Center for Transportation Technologien und Systeme aus Denver (USA) oder Jeff Doyle, Director im Washington State Department of Transportation (USA) , Spezialist in Transport- und Finanzpolitik und Strategien für die Förderung der Elektromobilität. Deutschland war ebenfalls prominent vertreten, darunter die Leiter der „Schaufenster Elektromobilität“-Regionen Baden Württemberg (Franz Loogen) und Berlin-Brandenburg (Gernot Lobenberg).

Es verändern sich die Ansprüche an den EVS-Kongress. Deshalb bot EVS27 Barcelona auch Dialog- und Projekt-Präsentationsformate neben den bekannten wissenschaftlich geprägten Formaten. Bemerkenswert ist die Anzahl von Ländern, die Kongress-Papiere einreichten an die Jury (Grafik rechts). Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Einwohnerzahl oder Größe des Landes und der Anzahl an Kongress-Einreichungen.

Bei einer Betrachtung pro Kopf wird deutlich, wo die Hotspots der E-Mobility zur Zeit global zu finden sind: Nicht von ungefähr sind Belgien, Niederlande, Norwegen, etc. mit an der Spitze in Sachen Elektromobilität. Wenig überrascht die überwiegende Zahl der an Kongress-Einreichungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Doch der Anteil von NGOs, von Project Ventures besteht aus Vertretern von Industrie und Universitäten etc. wächst (s. Grafik links).

Innovationen treffen auf Markt
Die Direktorin des Messeveranstalters FIRA, Adriana del Solar, betonte, dass dieser 27. Weltkongress eine Wendemarke markiert, denn es Treffen erstmals ein breites E-Mobility-Angebot auf eine weltweite Nachfrage. Elektromobilität ist längst raus aus der Nische. Für den Kongresspräsidenten, Spaniens Angel F. Aghili, wird es keinen Weg zurückgeben, denn verlässliche Technologien und Produkte gibt es schon für Elektrofahrzeuge. Die Käufer können bereits aus einer breiter werdenden Palette an Elektrofahrzeugen auswählen. So wie der Verbrennungsmotor der Katalysator seinerzeit für die Petroleumindustrie war im 20. Jahrhundert, so wird der elektrische Antrieb zum Treiber werden der Erneuerbaren Energien und dieser E-Antrieb ist auch die Lösung für Europas Unabhängigkeit von Energien und deren Importe, betonte der AVERE-Präsident Aghili, der zum Kongress- Ende den Vorsitz der WEVA an den Koreaner, Prof. Myoungho Sunwoo, EVAAP President, weiterreichte, der auch den nächsten Kongress, EVS28 in Goyang, einem Stadtteil von Seoul, im Mai 2015, ausrichten wird.

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