Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen

Sie sind hier: Startseite / Nachrichten / Taycan, der e.Go-Killer

Taycan, der e.Go-Killer

Die Kaufprämie soll den Verkauf elektrischer Fahrzeuge ankurbeln. Dieses Ziel wurde bislang verfehlt, auch wegen zahlreicher handwerklicher Mängel dieses Förderinstruments. Nun bringt es auch noch die Neulinge am Markt in Bedrängnis, wenn sie die Hälfte der Prämie übernehmen sollen. Für die Auto-Konzerne ist die so geschwächte Konkurrenz eine willkommene Nebenfolge. BSM-Vorstand Matthias Breust spricht sich für eine Neuausrichtung der staatlichen Förderung aus.

Kommentar von Matthias Breust

Der Einfluss der deutschen Automobilindustrie macht es der Regierung seit jeher schwer, ihre Klimaziele zu verfolgen. Bei der Förderung der Elektromobilität wird das besonders deutlich. Obwohl über die Vorteile für Klima und Verkehr keine Zweifel bestehen sollten, bleibt die Position der Regierung diffus. Damit riskiert sie nicht nur die weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der beteiligten Branchen.

Wer immer sich für über 100.000 € einen Porsche Taycan kaufen wollte, freut sich bestimmt über den staatlichen Zuschuss von 4000,00 €. Wer aber einen e.Go für unter 20.000 € bestellt hat, muss jetzt kräftig die Daumen drücken: der Aachener Neuling kann sich laut CEO Prof. Günther Schuh die hälftige Übernahme der Kaufprämie nicht leisten. Anfang November forderte Schuh von der Bundesregierung, diese Regelung für e.Go auszusetzen, da kein Geld mit Verbrennern verdient würde. Ähnlich werden es Sono Motors und all die anderen jungen Unternehmen sehen, die mit interessanten und nachhaltigen Konzepten an den Markt wollen.

Der BSM engagiert sich aus Klimaschutzerwägungen für die Elektromobilität und zweifelte schon immer am Sinn der Kaufprämie, die wir für ein untaugliches Instrument halten. Mit der Erhöhung des Betrages hätte man nun wenigstens einen der zahlreichen Mängel beheben können.

Die nun geplante Staffelung, nach der über 40.000 € Nettopreis nur 4.000 statt der sonst gewährten 6.000 € ausgereicht werden, wird kaum den erhofften Effekt haben. Negative Nebenwirkung aber ist, dass reiche Pkw-Kunden Steuergelder für ihren Porsche erhalten, während junge Unternehmen wie e.Go oder Sono Schwierigkeiten haben werden, den Hersteller-Anteil von 3.000 € pro Fahrzeug in der Kalkulation unterzubringen.

links: Prof. Schuh auf der Bosch Conference 2018
Foto © mb/BSM

Bereits zum achten Mal empfing Bundeskanzlerin Merkel die Chefetagen der deutschen Automobilindustrie, um über die weitere Förderung der Elektromobilität zu verhandeln. Dabei wurden nur bereits existierende Maßnahmen wie Kaufprämie und Dienstwagen-Pauschale verlängert. Für die Abschaffung der Dieselsubvention, ein Tempolimit auf Autobahnen oder Anpassungen der Rechtsgrundlagen für Kommunen wurden nicht diskutiert. Vertreter von e.Go oder Sono waren nicht eingeladen. Offenbar misst man hier mit zweierlei Maß.

Die Bundesregierung sollte ihr Engagement endlich mit einer Kampagne begleiten, die die Bevölkerung über die Vorteile der Elektromobilität aufklärt. Dem Vorwurf, der Autoindustrie eine weitere Volte zu finanzieren, wird sie zwar nicht mehr entgehen, dafür ist die Glaubwürdigkeit bereits verspielt. Aber die Diskussion über Umweltvorteil, Reichweiten und Stromversorgung ließe sich über das übliche Stammtisch-Niveau heben, wenn offizielle Verlautbarungen unter Bezug genommen werden könnten. Ein Moratorium, wie es e.Go vorschlägt, könnte diejenigen Hersteller fördern, die ausschließlich die zu fördernden Fahrzeuge herstellen. Wenn außerdem die Nebelkerzen, die der VDA immer wieder zündet, keinen Widerhall bei der Regierung fänden, wären wir ein Stück weiter. Die Forderung nach einer Million Ladestationen ist völliger Humbug. Der BDEW hält 300.000 für notwendig, und schon jetzt gibt es keine Schlangen an den zahlreichen öffentlichen Ladepunkten. Es gibt nur viel zu wenige eAutos.