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Die Rede des EU-Kommissars Šefčovič zum EVS 30

Zur Begrüßung hat EU-Kommissar Maroš Šefčovič in deutlichen Worten die Strategie der EU dargelegt. Darin finden sich die modernsten Ansätze zur Mobilität - aber keine Verbrenner. Daher erlauben wir die Rede im Wortlaut übersetzt ins Deutsche zu veröffentlichen.

zur englischen Originalversion...

"Das EVS war schon immer der Ort, an dem man die neuesten Technologien in der Elektromobilität entdecken kann. Es war ein Ort, um Zukunftstechnologien zu diskutieren. Es reicht sich hier umzusehen, und wir fühlen uns schon wie in einer anderen Zeit; eine utopische Zukunft, in der das Fahren nicht mehr mit Umweltverschmutzung und CO2-Emissionen verbunden ist.

Aber elektrisches Fahren ist nicht nur die Technologie der Zukunft; es hat auch eine lange Geschichte. Die ersten Elektroautos wurden hier in Europa bereits im 19. Jahrhundert hergestellt. Doch bis in die letzten Jahre haben die meisten Menschen die enormen Vorteile der Elektroautos, insbesondere für unsere Umwelt, das Klima und sogar für unseren Komfort und die Leichtigkeit des Fahrens, nicht erkannt. Aber Sie beim EVS organisieren dieses Event seit fast 50 Jahren, lange bevor das Thema so populär wurde.

 

Ich möchte mich daher für Ihre Vision und Weitsicht bedanken.Sie haben über viele Jahre Diskussionen über Elektromobilität geführt - unter Unternehmen, Hochschulen und Entscheidungsträgern aus aller Welt. Sie haben zum technologischen Fortschritt beigetragen.

Ich freue mich besonders an diesem EVS in Stuttgart teilzunehmen. Es ist sehr symbolisch, über die Zukunft der Elektromobilität in einer Region zu sprechen, die die Wiege der heutigen Automobilindustrie ist. Europa als Ganzes war bei allen wichtigen Verkehrsrevolutionen der Vergangenheit (Eisenbahn, Verbrennungsmotoren, Luftfahrt usw.) führend und wir sind sehr ehrgeizig bezüglich der Rolle Europas im Verkehrssystem von morgen!

Ich bin davon überzeugt, dass die europäische Automobilindustrie den Weg des globalen Übergangs zu sauberer und vernetzter Mobilität ebnen kann. Ich bin davon überzeugt, dass Europa zum Kontinent einer klugen und sauberen Fahrzeuginfrastruktur werden kann. Wir sollten besser gerüstet sein diesen riesigen Sprung zu machen als jeder andere Teil der Welt. Dafür müssen wir zusammenarbeiten. Die Politik wird nicht in einem Elfenbeinturm in Brüssel erledigt.

Gerade in den letzten Wochen haben wir von europäischen Unternehmen wie Daimler, VW oder BMW über ihre Ambitionen gehört, die Umstellung auf Elektroautos zu beschleunigen. Wir haben auch von immer mehr europäischen Regierungen gehört, die sich ehrgeizige Ziele für den Anteil sauberer Autos auf ihren Straßen gesetzt haben, oder Städten, die eine künftige Beschränkung der Verbrennungsmotoren ankündigen. Das sind für mich Anzeichen dafür, dass Europa auf dem richtigen Weg ist.

Aber wir müssen diesen Prozess beschleunigen. Das verpflichtet uns, Hand in Hand über die Grenzen von Politikfeldern, Branchen und Industrien hinweg zusammenzuarbeiten, um einen vollständigen Übergang zu erreichen und die europäische Wirtschaft zu modernisieren. Aus diesem Grund haben wir im vergangenen November auf europäischer Ebene umfassende Regelung zum dem neuen Elektromobilitätsmodell vorgelegt, das wir prognostizieren.

Das Erneuerbare-Energieen-Gesetzespaket Energien schlägt Strommarktregeln vor, die

  1. auf den Verbraucher ausgerichtet sind, die Nachfrage durch intelligente Technologien und Software ermöglichen,
  2. neue Akteure und Geschäftsmodelle in Aggregatoren einführen,
  3. Synergien zwischen Strom, Wärme und Kälte sowie Transport .

Es verbindet auch die Richtlinien zu Energieeffizienz, Gebäuden und erneuerbaren Energien, um saubere Fahrzeuge zu fördern.

Unser Ansatz geht Hand in Hand mit unseren Vorschlägen zur Zukunft des Verkehrs.Vor allem aber wird die Kommission nächsten Monat ein Paket legislativer und anderer Maßnahmen vorlegen, mit denen das Tempo der Transformation für das nächste Jahrzehnt festgelegt werden soll. Dazu gehört die Festlegung von CO2-Standards für Pkw und Transporter. Unser Vorschlag basiert auf einer soliden Folgenabschätzung unter Berücksichtigung der gesamten sozioökonomischen und ökologischen Aspekte.

Wenn wir jedoch wollen, dass emissionsarme Fahrzeuge auf den Markt kommen, wird es nicht ausreichen, Ziele für Treibhausgase festzulegen. Wir brauchen ein Signal für Investoren, Hersteller, Finanzinstitutionen, Regierungen auf allen Ebenen, das Elektrizitätssystem und - nicht zu vergessen - den Verbraucher. Aus diesem Grund erwägen wir entweder eine Verfügung oder ein Anrechnungssystem vorzuschlagen, um eine bestimmte Zulassungszahl von emissionsfreien und -armen Fahrzeugen zu erreichen. Nur ein solches Signal gibt die erforderliche Sicherheit.

Der Erfolg von emissionsfreien Fahrzeugen hängt einerseits von der Verfügbarkeit einer adäquaten Infrastruktur ab. Auch wenn wir alle alternativen Brennstoffe betrachten, liegt heute das Hauptinteresse natürlich auf Elektrizität. Unsere Analyse zeigt, dass elektrisches Laden in der EU noch immer nicht optimal funktioniert. Um die Bereitschaft der Verbraucher zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu gewährleisten, schätzten wir, dass bis 2020 in der EU 800.000 öffentliche Ladepunkte benötigt werden. Bislang scheint es nur 200.000 zu geben nach den nationalen Plänen, die der Kommission mitgeteilt wurden. Darüber hinaus sind - wie immer - einige Pläne verspätet eingereicht worden, andere fehlen noch.

Die EU muss diese Ladelücke schließen. Wir analysieren die Marktbarrieren, die regulatorischer Natur sein können wie etwa bei Autobahnkonzessionen oder finanziell. Wir erwarten, dass es in städtischen und suburbanen Umgebungen zu tragfähigen Geschäftsmodellen für Ladestationen kommen wird.

Europa muss seine Bemühungen auch auf der Speicherseite intensivieren. Konkurrenzfähige Batterielösungen sind daher ein kritisches Stück in diesem Puzzle der Elektromobilität. Sie stehen ganz oben auf unserer politischen Agenda, und ich freue mich sehr, dass die diesjährige EVS auch auf Batterie- und Speichertechnologien fokussiert ist.

Auf der Angebotsseite ist es unser Ziel, die Herstellung von Batterien wieder nach Europa zu bringen. Wir möchten unseren Wettbewerbsvorteil im Rennen um die nächste Generation der Batterien sichern.

Die Kommission wird nicht selbst mit der Produktion von Batterien beginnen. Wir können jedoch mit Stakeholdern zusammenarbeiten, um von der Industrie geführte Initiativen zu unterstützen. Wir können Unterstützungsmaßnahmen für Forschung, Entwicklung und Herstellung der nächsten Generation von Batteriezellen und Batteriepacks in der EU entwickeln. Wir haben Batterien auf EU-Ebene durch eine Reihe von FuE- und anderen Fonds gefördert, aber es ist Zeit für einen Schritt vorwärts in diesem Bereich gekommen. Aus diesem Grund habe ich diese Woche in Brüssel einen Batteriegipfel mit führenden Köpfen der betroffenen Industriesektoren aufgerufen.

Wir beabsichtigen neue Initiativen und konkrete Maßnahmen, um die europäische Batterieindustrie für Investitionen, Forschung und Geschäftsmodelle zu gewinnen.

Auf der Nachfrageseite für Batterien betrachten wir Europa als den ersten Markt, der vom Angebot von Batterien für Strom und Transport profitiert. Es gibt viele Gründe für diesen Optimismus, einschließlich unserer Klimaziele, der Infrastruktur, der Marktregeln, der städtischen Politik, der öffentlichen Meinung usw. Zusätzlich zu den bestehenden Bedingungen wollen wir unsere Rolle bei der Belebung der Nachfrage bei Fahrzeugen mit geringer und emissionsfreier Nutzung durch öffentliches Auftragswesen.

Wir erwarten also, dass die Nachfrage nach Batterien in Europa von 2020 bis 2030 und darüber hinaus wie ein Hockeyschläger aussehen wird. Deshalb ist es so wichtig, dass die Zulieferer dieser Steilkurve voraus sind.Über das Laden und die Batterien hinaus ist es selbstverständlich, dass es die Wahl des Verbrauchers gibt. In diesem Zusammenhang möchte ich meine nachdrückliche Unterstützung für die jüngste aggressive Ankündigung neuer Elektrifizierungspläne für neue europäische Unternehmen bekräftigen.

Jetzt ist es an der Zeit zu liefern, den Konsumenten die Wahl zu geben und Märkte werden Skaleneffekte entwickeln, die für die Entwicklung dieses neuen Geschäftsmodells erforderlich sind.

Meine Damen und Herren, die Kommission plant natürlich bereits über Autos und Lieferwagen hinaus. Vor dem Ende unseres derzeitigen Mandats werden wir Anfang nächsten Jahres unsere Gesetzgebung zur Mobilität mit einem Vorschlag für CO2-Standards für schwere Nutzfahrzeuge abschließen.

Wir werden die am besten geeignete Lösung ermitteln, die den Charakter des EU-Marktes, unserer Hersteller und unserer Klima- und Energieziele berücksichtigt. Dies wird durch eine Roadmap für vernetztes und automatisiertes Fahren ergänzt.

Wie Sie sehen befasst sich die Kommission systematisch und ganzheitlich mit dem Übergang zu Null-Emissions-Fahrzeugen. Wir betrachten Regulierung, Investitionen und Infrastruktur. Wir überprüfen unsere Gesetzgebung zu Elektrizität, zu Forschung, zu Mobilität usw. Wir arbeiten mit Entscheidungsträgern auf städtischer, nationaler und europäischer Ebene zusammen. Aber alles, was ich gerade beschrieben habe, reicht nicht aus, wenn es nicht von den Bemühungen der Branche selbst abhängt, und wenn die Verbraucher nicht bereit sind, diesen Bemühungen zu vertrauen.

Deshalb gibt es keine Zeit zu verschwenden und keine Zeit zum Verweilen. Die Nachfrage nach sauberen Autos steht vor der Tür. Aber ich bitte Sie,  nicht darauf zu warten. Starten Sie jetzt. Bereiten Sie sich auf die saubere Mobilität von morgen vor. Sobald der Markt bereit ist, möchte ich, dass europäische Verbraucher sich auf europäische Hersteller verlassen können. Ich möchte, dass sich Verbraucher weltweit auf die europäischen Hersteller verlassen können. Wie sie es immer konnten.

Meine geehrte Damen und Herren, es scheint, als führen wir gerade einen steilen Hügel hinauffahren. Die nächste Phase der Dekarbonisierung des europäischen Verkehrs wird nicht einfach sein. Es ist in der Tat eine komplexe Aufgabe, fragmentierte Verkehrsnetze zu einem vollständig integrierten, vernetzten und nachhaltigen Mobilitätssystem zu formen. Ich bin jedoch optimistisch, dass das kommende Mobilitätspaket einen sozial gerechten Übergang zu sauberer, wettbewerbsfähiger und vernetzter Mobilität für EU-Bürger und Unternehmen sicherstellen wird. Sie müssen sichere, intelligente und nahtlose Mobilitätsdienste anbieten.

Ich bin auch optimistisch angesichts dessen, was wir heute hier um uns herum sehen; die Beschleunigung in der Innovation der Elektromobilität. Ich werde deshalb hier zum Ende kommen und wünsche uns allen drei inspirierende Tage des Symposiums und der Ausstellung.

Vielen Dank."