Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen

Sie sind hier: Startseite / Nachrichten / EVS30 übertrifft alle Erwartungen

EVS30 übertrifft alle Erwartungen

Der Weltkongress der Elektromobilität war ein großer Erfolg. Sowohl an Konferenzteilnehmern als auch Ausstellern hatten die Veranstalter um den BSM nicht mit so einem Interesse gerechnet. Mit dem Einstieg der Industrie hat das Thema erheblich an Ausstrahlung gewonnen.

Text + Fotos mb/BSM

Mit 9.500 Besuchern aus 58 Staaten, mit 353 Ausstellern und 509 Referenten war das EVS 30 die bisher größte Konferenz zum Thema Elektromobilität in Europa. Angesichts der wachsenden Märkte ist das nur folgerichtig.

Zur Begrüßung der Experten aus aller Welt zitierte AVERE-Präsident Espen Hauge (rechts) aus der Stuttgart Declaration, die einen deutlichen Zusammenhang herstellt zwischen elektrischem Antrieb und Reduzierung der Emissionen, aber auch die erwartete Disruption anspricht.

Opening
Die Bühne im Stuttgarter ICS war eingerahmt vom Stolz deutscher E-Mobilität: links und rechts je ein neuer Smart ED, dem meistverkauften deutschen E-Mobil. Mehr war nicht. Kein einziges erhältliches batterie-elektrisches Fahrzeug aus deutscher Produktion, einige Konkurrenten waren gar nicht erst angetreten zum EVS 30. So mussten sich die OEMs von EU-Kommissar Maroš Šefčovič anhören, was die EU unternehmen wird, um ihre Vorstellungen von moderner Mobilität umzusetzen.

Spannend war auch der Vortrag des Bloomberg-Analysten Colin McKerracher. Weder gibt es zu wenig Strom für elektrische Fahrzeuge, noch gehen Lithium oder Kobalt zu Ende, noch wird der Preisverfall bei Batterien (von 1.000 auf 273$/kWh seit 2010) nachlassen. Allerdings erwartet sein Unternehmen bis 2021 einen Marktanteil von um die 4% EVs in Europa, USA und China. Einzige realistische Gefahr für das Wachsen des EV-Marktes sei sinkendes Interesse des Massenmarktes (Abb. unten Mitte rechts).

Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann (Foto Mitte links) zeigte sich wieder mehr auf Parteilinie, als er Energiewende und Mobilitätswende als 'Siamesische Zwillinge' bezeichnete, und das Fahrrad müsse bei künftigen Konzepten einbezogen werden. Außerdem lobte er die Aktivitäten heimischer Unternehmen angesichts des bevorstehenden Transformationsprozesses.

Ausstellung

In der begleitenden Ausstellung des EVS hatte der BSM mal wieder mehr Fahrzeuge zu bieten als alle anderen. Renault kam auf drei plus Hinterachse eines ZOE. Beim BSM stand die Komplettachse von E-Car-Tech, der eCruiser von Boom (unten links), ein Framo von Elerra motiv, ein SolarCar der HU Bochum (unten Mitte) und ein Bakery Vehicle 1 (BV1, Foto unten rechts) von TBZ / Roland Schüren auf Basis eines Streetscooter. Plus e2räder: Stella-Scooter von Emco, Urban Arrow Lastenbike, ein Klapp-Pedelec von Hercules u.a. - zukunftsfähige Mobilität neben Nostalgie, Spaßmobile neben Arbeitstieren.

Mit dem Bakery Vehicle 1 hatte der BSM nicht nur das erste Fahrzeug dieser Herkunft auf dem Stand, ein praxistaugliches Lieferauto für Bäcker und andere Handwerker und Gewerbe. Die Geschichte, wie Roland Schüren nach der Elektrifizierung seiner Bäckerei incl. Flotte mit Interessierten ("E-Transporter-Selbsthilfegruppe") ein Pflichtenheft erstellte und einen Hersteller suchte, ist in der Szene schon jetzt eine Legende. Dieser Hersteller war Streetscooter, die erst mit Unterstützung und nun im Eigentum der Post/DHL  einen marktfähigen Transporter bauen, der ihnen aus den Händen gerissen wird.

Transformation durch Transportation
Bis heute haben die deutschen OEMs keine konkurrenzfähigen Transporter im Programm. Das einzige Nutzfahrzeug eines OEM auf dem EVS 30 war ein mausgrauer Lkw von Daimler, der sich zwischen kleinen Ständen am Rand der Ausstellung versteckt hielt, schwäbische Bescheidenheit.

Also gedeihen Umrüster wie Elerra motiv, dessen Chef Hans-Georg Herb (im Foto ganz links an seinem Framo) in Erfurt Sprinter elektrifiziert - ebenso wie eCap Mobility in Winsen/Luhe und ISEE, der Firma von Andreas Pfeffer und Christian von Hösslin, der uns am Montag besuchte. Das Modul von ISEE erlaubt die bislang einzigartige Reichweite von 200 km in den meisten 3,5t-Transportermodellen.

Die älteste und immer noch führende Ladedatenbank LEMNET.org feiert das 20-jähriges Jubiläum. Gratuliert haben dem Präsidenten A.-M. Reinhardt (3.v.r.) und Heiner Sietas (re.) auch der BSM-Vorsitzende Ruschmeyer, der englische E-Mobilitätsblogger Robert Atkins und der Kanadier Graeme Edge.

Ein anderer gern gesehener Gast auf dem BSM-Stand war Louis Palmer, der mit Didi Klement die WAVE 2018 vorbereitet. Die kommenden zwei Schleifen durch die Schweiz im Juni und Österreich im September werden einige Neuerungen bringen, auch um wieder mehr Publikumsinteresse an den Stopps zu wecken. Ein anderer Tour-Organisator auf dem BSM-Stand war Werner Hillebrand-Hansen, dessen eRUDA gerade beendet war. Seine Erfahrungen hat er in einem Vortrag beim Kongress weitergegeben.

Gold und Platin
Die Hauptsponsoren des EVS 30 haben eindrucksvolle Auftritte hingelegt. Den Status als Gold- und Platinsponsor haben sich Porsche und Daimler durch Zahlungen vorab gesichert. Ihr Beitrag zum EVS 30 errang maximal Bronze.

Die Strategie von Daimler erregte einiges Unverständnis. Auf dem Stand dominierten riesige Benzinmotoren. Vorstand Ola Källenius beschwor auch gleich zur Eröffnung die Bedeutung des Verbrenners, den man - "um zu zeigen, dass wir es ernst meinen" - mit zusätzlichem Elektromotörchen ausstatte. Und in zehn zwanzig Jahren wird man den gewohnten Mercedes-Standard auch wieder in deutschen Großstädten und unseren Nachbarländern fahren können, vorher ist nicht ernsthaft mit elektrischen Fahrzeugen mit Stern zu rechnen.

Ebensoweit das Thema verfehlt hat Porsche. Ziel der Zuffenhausener ist offenbar das Aufladen im Flug. Bis dahin sollen 800 Volt DC den Ladehalt auf wenige Minuten verkürzen, wozu sonst soll die ganze Raserei gut sein? Wenn vorher mal nicht das allgemeine Tempolimit kommt...

Sehr viel interessanter sind die Ansätze von großen Zulieferern wie Mahle (unten rechts) oder Linde, von Lkw-Lieferanten oder dem chinesischen CarSharing-Auot Sangdong ZD (links).

Die Veranstalter, neben dem BSM vor allem Messe Stuttgart und die Agentur Peter Sauber, aber auch die regionalen Partner um e-mobil BW waren allesamt äußerst zufrieden und stolz auf diesen Erfolg. Allen Beteiligten gilt unser herzlichster Dank, dieses EVS zu einem solchen Ereignis gemacht zu haben. Hoffentlich lässt die Wirkung des EVS nicht nach, so dass wir beim kommenden COP 23 in Bonn und nächstes Jahr beim EVS31 in Kobe/Japan weitere Fortschritte vermelden können nicht nur zur Wertschöpfung, sondern auch zur Sektorenkoppelung, zum EE-Ausbau und zu anderen Maßnahmen zur Verringerung der verkehrsbedingten Emissionen.