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10 Irrtümer über Elektromobilität

Immer wieder hören wir Einwände gegen die Elektromobilität. Sie sei 'zu teuer', 'nicht umweltfreundlich' oder 'zu unsicher'. Mit nachstehenden Antworten aus dem Früjahr 2013 wollten wir diesen Vorurteilen begegnen. Das wichtigste Argument für elektrisches Fahren finden Sie hier nicht: Das eigene Erlebnis.

1. »Die öffentliche INFRASTRUKTUR fehlt«

Sind Sie schon einmal im Mietwagen unterwegs gewesen und haben sich gefragt, wieviel Kilometer dieses Modell noch „im Tank“ hat? Ein Schild neben der Autobahn verspricht eine Zapfsäule in 50 km Entfernung, und keine Ansiedlung mit Tankstelle in Sicht? Wie froh wären Sie dann über die Möglichkeit, an einer normalen Steckdose auftanken zu können. Denn die ist erheblich leichter zu finden.

Selbstverständlich ist die öffentlich zugängliche Lade-Infrastruktur bislang noch nicht ausreichend. Das bestehende Netz aus Ladestationen erlaubt aber schon heute sorgenfreies Reisen, sofern man dazu ein elektrisches Fahrzeug nutzen möchte. Mit LEMnet.org kann man das organisieren. Die Services, die eine elektrische Reise erleichtern, werden immer zahlreicher.

Der BSM sucht gemeinsam mit seinen Mitgliedern, aber auch mit Kommunen und Forschungseinrichtungen nach Wegen, die Zahl der Lademöglichkeiten zu erhöhen. Die Abgabe von Strom ist an sich kein einträgliches Geschäftsmodell, aufwändige Ladeinfrastruktur in der Regel nicht wirtschaftlich. Ladestationen müssen also ebenso Bestandteil einer öffentlichen Infrastruktur werden wie Straßen, Wasserleitungen oder Telefonkabel, und sie müssen robust sein wie Straßenlaternen. Ihre Installation kann zwar – etwa auf Großparkplätzen von Einzelhandelshäusern – Teil des Kundenservices sein. Aber der Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur wird auch noch einige Zeit hoheitliche Aufgabe bleiben.

Viele Kommunen haben das erkannt und bemühen sich um die Einrichtung einer ausreichenden Zahl von Ladepunkten. Auch Unternehmen und lokale Energieversorger richten Stationen ein, so dass nach und nach ein dichteres Netz zur Verfügung steht. Die Bedeutung dieses Faktors ist momentan jedoch noch gering, weil die meisten elektrischen Fahrzeuge über Nacht zu Hause geladen werden.

2. »Die REICHWEITE ist zu klein«

Ein beliebter Einwand gegen Elektromobilität ist, die Reichweite sei zu gering. Bei den erhältlichen Modellen liegt sie üblicher- weise zwischen 120 und 150 km und hängt dann auch noch von der Fahrweise ab, von den Außentemperaturen, dem Reifendruck und anderen Umständen. Diese Dinge verbrauchen auch im Benziner Energie, aber dort lassen sich mehr Wattstunden pro Kilo im Tank transportieren.

Aber wann sind Sie das letzte Mal mehr als 100 km am Stück gefahren? Bei den meisten Menschen kommt das so selten vor, dass der Besitz eines Pkw mit Ottomotor genauso sinnvoll ist wie der Besitz eines Flugzeugs für den jährlichen Urlaub. Das Auto ist wahrscheinlich nicht das einzige Gerät in Ihrem Haushalt, dass nur selten sein Potential ausschöpfen darf. Viele Küchenhelfer und Hobby-Artikel erdulden ein ähnliches Schicksal.

Der Reichweiten-Einwand spricht eher von dem Traum, der im Benzintank steckt, ewig weiterzufahren. Von denen, die den Luxus eines eigenen Autos genießen, erfüllen sich die meisten diesen Traum höchstens mal im Urlaub.

3. »Der Umgang mit STROM IST GEFÄHRLICH«

Der TÜV hat im Test eine Steckdose beim Laden mit einer Wärmebildkamera gefilmt und nach 15 Minuten am Kabel eine Temperatur von 81°C gemessen. Ungefähr so heiß wie der Tee auf meinem Schreibtisch. Bei dieser Temperatur geht zwar noch nichts in Flammen auf. Aber die Kunststoffe, aus denen Stecker und Kabel hergestellt sind, verformen sich. Ein dauerhafte Lösung ist die Verwendung des Schuko-Steckers nicht.

Die elektrische Spannung birgt Risiken für die Gesundheit – ebenso wie 50 kg Benzin. Die Hitzeentwicklung des laufenden Ottomotors erfordert durchaus eine gewisse Vorsicht. Das ist beim Elektromotor nicht anders. Oder bei einer Espressomaschine oder einem Geschirrspüler, die in demselben Spannungsbereich arbeiten.

In unzähligen Filmen explodieren Fahrzeuge mit Verbrennungs- motor, manche bereits bei leichteren Unfällen. Trotzdem sind die Menschen immer wieder eingestiegen. Sicher ist Hochvolttechnik mit Vorsicht zu behandeln. Die Technologie, die beim Elektrofahrzeug zum Einsatz kommt, trägt dem bereits Rechnung, So wird bei vielen Steckern der Stromfluss unterbrochen, wenn der Kontakt zur Steckdose unterbrochen ist.

4. »Elektromobile sind nicht UMWELTFREUNDLICH«

Immer wieder wird eingewandt, elektrische Antrieb sei nicht umweltfreundlich. Wer diese Ansicht als Fußgänger an einer stark befahrenen Kreuzung äußert, muss schon ziemlich blaue Augen haben. Führen alle elektrisch, bräuchte er dort weder zu schreien noch zu husten.

Die meisten Menschen, die für ein elektrisches Fahrzeug einen höheren Preis bezahlen als für ein vergleichbares Benzinauto, denken dabei an die Umwelt. Nach Möglichkeit werden sie zertifizierten Ökostrom laden, wenn sie nicht sogar ihren eigenen Solarstrom tanken, wofür es insbesondere im BSM zahlreiche Beispiele gibt. Die Berechnungen, bei denen sparsame Dieselmotoren ebenso umweltfreundlich wie elektrische sein sollen, basieren auf Annahmen, die nicht der Realität entsprechen. Der normale Strommix wird nur in Ausnahmefällen geladen, und selbst dieser Mix wird mit den Jahren immer sauberer. Vor allem aber betrachten die betreffenden Studien den gesamten Herstellungszyklus des elektrischen Fahrzeugs sowie der Stromgewinnung. Beim Verbrennen von Benzin beginnt die Rechnung erst an der Tankstelle und nicht schon auf der Tiefseebohrinsel vor Madagaskar.

Wenn Verbrennungsmotoren effizienter werden und dieser Fortschritt nicht durch zusätzliche Features und damit höheres Gewicht zunichte gemacht wird, ist das durchaus zu begrüßen. Die Vergleichsberechnungen sollten aber unfrisiert bleiben.

5. »Die Batterien verbrauchen WERTVOLLE ROHSTOFFE«

Für moderne Batterien gilt nichts anderes als für viele High- Tech-Geräte: Ihre besonderen Leistungen erbringen sie unter Verwendung besonderer Rohstoffe. Bei den Batterien hat sich Lithium als Grundlage besonders leistungsfähiger Aggregate erwiesen. Die Weltvorräte an Lithium schätzen Fachleute auf etwa 150 Mio. Tonnen. Davon können etwa sieben Mio. Tonnen abgebaut werden.

Das reicht für die Batterien von etwa einer halben Milliarde E- Fahrzeugen. Trotzdem sollten wir auch mit diesen Ressourcen schonend umgehen. Außerdem werden weiterhin Alternativen gesucht. Schon weil natürlich das Elektromobil mit Smartphones, Tablets und anderen um die Rohstoffe konkurriert. Aber im Unterschied zum verbrannten Benzin ist Lithium recycelbar. Zu 100%.

6. »Die Autos bieten keine SICHERHEIT«

Wer ein elektrisches Auto kauft, kann dies selbstverständlich versichern lassen. Die Auswahl mag geringer sein als beim herkömmlichen Fahrzeug. Aber ein paar Unternehmen haben Tarife entwickelt, die auf die Anforderungen von E-Mobilisten zugeschnitten sind. Es ist sogar möglich, die Versicherung von Fahrzeug und Batterie zu trennen.

In Crashtests schneiden Elektromobile innerhalb ihrer Fahrzeugklassen immer gut ab. Die Kollision mit einem bulligen SUV mag für ein City EL ähnlich folgenreich sein wie für einen Smart. Oder einen Fußgänger. Da gilt im Verkehr das Gesetz des Stärkeren Die anderen müssen aufpassen. Aber ganz klar ist der SUV ein schädigendes Ereignis, ob mit oder ohne Vorfahrt.

Die Unfallzahlen sind in Deutschland nahezu konstant, die Zahl der tödlichen Unfälle nimmt aber rapide ab. Dies ist der Beschaffenheit der Fahrzeuge zu verdanken. Der Mitsubishi iMiev hat z.B. alle möglichen 5 Sterne im Crashtest erhalten.

7. »Die LADEZEITEN sind zu lang«

An einer normalen Haushaltssteckdose dauert es 8 bis12 Stunden, ein elektrisches Auto zu laden. Darauf kann man nicht neben dem Fahrzeug warten. Elektromobilisten laden über Nacht oder während der Arbeit. Mittlerweile sind mehr und mehr Modelle verfügbar, die mit 400 Volt und 32 Ampére statt der üblichen 230V/16A geladen werden können. Und bei Nutzung von drei Phasen oder Laden mit Gleichstrom erhöht sich die Leistung noch einmal, so dass mittlerweile 60 bis 90 min. für ausreichend betrachtet werden.

Allerdings belastet häufiges Schnellladen die Batterie, so dass es eher Ausnahmefällen vorbehalten bleiben wird. Beim Aufladen eines Elektrofahrzeugs bleibt niemand neben dem Fahrzeug stehen und wartet, bis die Batterie voll ist. Für diese Zeit sollte man etwas anderes vorhaben. In den Feldstudien der Modellregionen-Projekte hat sich gezeigt, dass die Nutzer sich schnell daran gewöhnen. Ebenso wie an das wohlige Gefühl, wenn sie an der Tankstelle vorbeifahren.

Das Thema Schnellladen wird vor allem von denjenigen am Kochen gehalten, die ein wirtschaftliches Interesse daran haben. Automobilkonzerne und große Stromversorger müssen sich das Vertrauen, dass sie auf die Lebensdauer der Fahrzeugbatterie und damit das wertvollste Bauteil des Elektromobils Rücksicht nehmen, erst noch verdienen.

8. »Elektrische Autos brauchen zu VIEL STROM«

Die Energiewende, die 2011 besiegelt wurde, erlegt den erneuerbaren Energien eine große Verantwortung auf. Sie müssen die Last übernehmen, die die Atomkraftwerke nicht mehr schultern. Der befürchtete Engpass in der Stromversorgung würde verschärft, so ein beliebter Einwand, wenn nun auch noch Autos die wertvolle Elektrizität verbrauchen. Einmal abgesehen davon, dass der Kauf von Flachbildfernsehern ebenfalls nicht reglementiert wird, obwohl sie bereits im StandBy-Betrieb eine vergleichbare Belastung für das Stromnetz darstellen, sind diese Befürchtungen nicht begründet. Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Bedarf von einer Million elektrischer Fahrzeuge mit 2 TWh nicht mehr als 0,3 % des gesamten Strombedarfs ausmacht.

Es gibt allerdings einige Gründe, den Strombedarf elektrischer Fahrzeuge durch bessere Elektronik zu steuern als bisher. Sogar eine externe Überwachung der Ladevorgänge wäre denkbar.

9. »Die Autos sind ZU LEISE«

Damit wird der Vorteil des elektrischen Autos zum Nachteil ausgelegt. Das Auto wird keine Gefahr dadurch, dass es nicht gehört wird, sondern dadurch, dass sein Fahrer oder seine Fahrerin nicht ausreichend Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer nimmt. Wenn vorgeschlagen wird, das elektrische Auto mit Warntönen auszustatten, wäre das ungefähr so, als hielte man die letzten Ehrlichen an, ebenso zu betrügen wie alle anderen.

Das Geräusch der Reifen ist ab 25 bis 30 km/h lauter als jeder Motor. Von Interesse sind die Geschwindigkeiten unter 20 km/h, bei denen der Elektromobilist durchaus Vorsicht walten lassen muss. Für diesen Bereich wird an akustischen Signalen gefeilt, die vor Elektroautos warnen sollen. Die geräuschlosen Verkehrsteilnehmer, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind, sind bestimmt dankbar für künstlich erzeugten Lärm. Im Ernst: Wer elektrisch unterwegs ist, weiß durchaus um seine Geräuschlosigkeit und wird sich bemerkbar machen, wenn jemand nur seinen Ohren traut.

Der Sinn von akustischen Signalen erschließt sich also nicht unbedingt. Die Frage, wie ein elektrisches Fahrzeug klingen soll, ist zwar durchaus spannend. Soll es aber nach Raumschiff klingen oder nach Staubsauger? – Es sollte leise bleiben dürfen.

10. »Die PREISE sind zu hoch«

In der Vergangenheit hatten elektrische Fahrzeuge tatsächlich höhere Anschaffungskosten als ihre Schwestermodelle mit Ottomotor. Die um die Hälfte höheren Preise lassen sich nicht nur mit den niedrigen Stückzahlen erklären. Große Hersteller wie VW oder Daimler bieten bislang kaum elektrische Modelle an. Diese Technologie ist jedenfalls vordergründig bislang nicht in ihrem Interesse, auch wenn sie in der Vergangenheit immer mal elektrische Modelle gebaut haben. Bei der Batterie, dem größten Kostenfaktor, zeichnet sich mittlerweile ein Preisverfall und eine Steigerung der Leistungsfähigkeit ab.

Zur Zeit beträgt der Dieselpreis bis zu 1,50 EUR je Liter. Zertifizierter Ökostrom kostet je kWh etwa 0,25 EUR. Bei dem angenommenen Verbrauch eines Kleinwagens von 5 l bzw. 12 kWh/100 km kostet allein der Energie-Verbrauch 7,50 EUR für Diesel und 3,25 EUR für Strom, eine Differenz von 4,25 EUR .

Wir dürfen davon ausgehen, dass der Benzinpreis wegen der sinkenden Vorkommen und des steigenden Aufwands zur Gewinnung von Rohöl weiter steigt. Auch Veränderungen im Umfeld wie der Wegfall der Privilegierung von Dieselkraftstoff gegenüber Normalbenzin vergrößern den Kostenvorteil.

Schließlich verursachen elektrische Fahrzeuge weniger Unterhaltskosten als Verbrenner, weil der Antrieb technisch weit weniger komplex ist und daher auch weniger reparaturbedürftige Schäden auftreten.

Trotzdem wird die Differenz in der Anschaffung noch einige Zeit bleiben. Die niedrigeren Betriebskosten des elektrischen Fahrzeugs können dies aber bei entsprechender Laufleistung ausgleichen.